Brettspiele im Wandel der Zeit
Lernen Sie hier einige der historischen Brettspiele kennen, die für die Öffentlichkeit unzugänglich im Depot unserer Spielzeugsammlung aufbewahrt werden.
Brettspiele haben auch im digitalen Zeitalter nichts von ihrer Bedeutung für das gesellige Miteinander verloren: In der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis, ja oft sogar mit Fremden vertreiben sie gerade in der dunklen Jahreszeit die Langeweile und bringen uns einander näher.
Seit Bestehen der Menschheit wird gespielt, alleine, miteinander oder gegeneinander. Schon sehr früh waren in verschiedenen Teilen der Welt Spielpläne bekannt. Eines der ältesten bisher gefundenen Brettspiele wird durch Grabfunde aus Irland (ca. 2000 v. Chr.) in die Bronzezeit datiert. In Ägypten fand man zum Beispiel auf Dachplatten des Tempels Qurna (um 1400 v. Chr.) verschiedene eingemeißelte Spielbretter. Viele alte Brettspiele, von denen wir heute nur noch wissen, wie sie ausgesehen haben, sind inzwischen vergessen, einige sind uns noch geläufig, andere haben einen neuen Namen bekommen.
Was ist ein Brettspiel?
Gegenwärtig gibt es in Deutschland die international größte „Spielgemeinde“. Jährlich kommen mehr als 200 neue Spiele auf den Markt. Die besten werden seit 1979 mit dem Kritikerpreis „Spiel des Jahres“ und seit 1990 durch das Publikum mit dem „Deutschen Spiele Preis” ausgezeichnet.Schon im 19. Jahrhundert, als zahlreiche neue Spiele zur „Belehrung und Unterhaltung für Jung und Alt“ entstehen, wandelt sich der Spielcharakter und es entwickelt sich eine Vielzahl von Variationen. Zu den klassischen Brettspielen (wie Schach, Dame, Mühle, Go, Pachisi, Mancala, Bag Chal, Backgammon u.a.m.) gesellen sich moderne Brettspiele (wie das Belagerungsspiel, Halma, Salta, „Volldampf voraus“, später auch „Mensch ärgere dich nicht“ und „Monopoly“). Darüber hinaus entstehen Spiele mit den unterschiedlichsten Formen und Inhalten, die sowohl mit als auch ohne Spielbrett auskommen, darunter Plan- und Solitärspiele, Tischspiele, Kartenspiele, Legespiele (auch Puzzles), Glücksspiele, Geschicklichkeitsspiele, Kugelspiele und viele andere.
Vom Wettkampf zur Zusammenarbeit
Die klassischen Brettspiele sind in erster Linie strategische Spiele, bei denen in der Regel zwei Parteien auf einem Spielplan mit Spielsteinen agieren. Es wird mit List, Tücke und Aggression gekämpft, erobert, sich bereichert und versucht, den Gegner geschickt zu manipulieren oder zu unterwerfen. Auf den Spielbrettern werden Machtkämpfe ausgetragen, wie es sie auch in der realen Welt gibt.
Interessant ist auch, dass immer wieder aktuelle Themen und ideologische Absichten zum Thema von Spielen werden: So herrschte um 1900 kaiserliche Herrlichkeit, das NS-Regime propagierte Militarismus, in der Ölkrise wurden Spieler zum „Öl-Magnat“ und in den 1980ern trennte man gemeinschaftlich – „Ene meine Müll“ – das Altpapier vom Altglas.
Schlaglichter
Bis heute haben viele Brettspiele Konflikte, Krieg und Eroberung zum Thema, – wenn auch meist nicht mehr so offensichtlich wie beim einst beliebten „Belangerungsspiel“.
Errungenschaften aus Forschung und Technik waren zur Zeit des kalten Krieges Thema von Spielen in West und Ost. So stellt dieses Brettspiel aus der DDR die sowjetischen Mondsonden der „Luna“-Serie in den Mittelpunkt.
Ebenfalls in der DDR führte ein Würfelspiel Kinder spielerisch in gesellschaftliche Normen und Werte nach damaligem Verständnis ein.
„Mensch ärgere dich nicht“ ist seit seiner Erfindung ein Klassiker. Ein Umstand, den sich das nationalsozialistische Regime in Deutschland für seine Propaganda zunutze machen wollte.
Auch „Der bunte Würfel“, ein in der DDR erschienenes Laufspiel für Vorschulkinder, ähnelt dem klassischen „Mensch ärgere dich nicht“ .