Care-Paket aus der Sammlung des Stadtmuseums Berlin
© Stadtmuseum Berlin

CARE-Paket (nach 1945)

OBJEKT DES MONATS AUGUST 2021

Die CARE-Pakete sind bis heute ein Symbol der Solidarität und Hilfsbereitschaft. Sie halfen während der Berlin-Blockade, scheinbar undurchdringliche Grenzen zu überwinden, und sie wirken nach bis in die Gegenwart.

von Peter Matuschek

Das hier vorgestellte CARE-Paket aus Pappe misst rund 30 x 39 x 27 cm. An einer Seite sorgfältig geöffnet, offenbart es heute ein leeres Inneres. Doch für seine ehemalige Besitzerin war dieses Paket etwas ganz Besonderes: Jahrzehntelang verwahrte sie es sorgfältig, bis es 1998 in die Sammlung Alltagskultur des Stadtmuseums Berlin übergeben wurde.  Was dieses spezielle Paket enthielt, ist nicht überliefert.

In einer Zeit der Not schenkten unscheinbare braune Pakete vielen notleidenden Menschen im kriegszerstörten Europa ab 1946 Hoffnung, Zuversicht und Lebensmut. Gefüllt mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern, sicherten die aus privaten Spenden der US-amerikanischen Bevölkerung finanzierten Pakete mit der Aufschrift „CARE“ das Überleben von Millionen von Menschen und linderten das Leid und den Hunger in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg. Das Kürzel CARE steht für die 1945 gegründete Hilfsorganisation „Cooperative of American Remittances to Europa“ (Genossenschaft für amerikanische Überweisungen nach Europa). Am 14. August 1946 wurden die ersten CARE-Pakete in Berlin verteilt – ein Datum, das sich 2021 zum 75. Mal jährte. 

US-Jeep mit CARE-Paketen
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Jürgen Henschel

Unter Polizeischutz

Am 10. August 1946 fuhren zwei gut gesicherte und verplombte  Waggons in den Güterbahnhof Steglitz ein. Sie enthielten die ersten 1.480 CARE-Pakete für das kriegszerstörte und ausgehungerte Berlin.  Unter Polizeischutz wurden die Pakete nach Lichterfelde in das Magistratslagerhaus in der Geranienstraße 2 gebracht und dort am 14. August an die Bevölkerung verteilt. Parallel dazu begannen die örtlichen Wohlfahrtseinrichtungen mit der Verteilung der CARE-Pakete auch in den anderen Sektoren Berlins. Da nicht alle Berlinerinnen und Berliner ein CARE-Paket bekamen, wurden sie zu begehrten Tauschobjekten oder Zahlungsmitteln.

Begehrte Hilfe

Ein CARE-Paket abzuholen war ein besonderes Ereignis. Die Berliner Künstlerin Jeanne Mammen (1890–1976) schilderte das in einem Brief an den in den USA lebenden Biochemiker Hans Gaffron (1902–1979) und seine Frau am 24. November 1946 so: „Gerade einen Tag nach meinem Geburtstag lieber Hans und Cala, bekam ich avis Ihr dickes Care Paket abzuholen, es war ein harter Kampf, sogar die Polizei drei Mann hoch musste eingreifen, so viele tausende Care-Paketler drängelten sich in langen Schlangen zu dem guten Leben – aber nach 2 ½ Stunden hielt ich es siegreich in den Armen und organsierte eine kleine Nachfeier.“ 

Weltberühmt wurden die CARE-Pakete während der Blockade West-Berlins durch die Sowjetunion vom 24. Juni  1948 bis 12. Mai 1949. Mit Hilfe der „Rosinenbomber“ genannten Transportflugzeuge versorgten über 200.000 CARE-Pakete die eingeschlossenen Berlinerinnen und Berliner mit dem Nötigsten.

Bereits 1949 begann CARE auch Hilfe in Kriegs- und Krisenregionen außerhalb Europas zu leisten und wurde in den Folgejahren auf der ganzen Welt tätig. Heute ist CARE, deren Abkürzung seit 1982 für „Cooperative  of Assistance and Relief Everywhere“ steht (Genossenschaft für Unterstützung und Hilfe überall), eine der weltgrößten privaten Organisationen für Armutsbekämpfung und Nothilfe. Das CARE-Paket von einst gibt es heute nicht mehr. Dennoch ist es zeitloses Symbol für die Hilfe von Mensch zu Mensch geblieben.
West-Berlins damaliger Regierender Bürgermeister Dr. Otto Suhr bei der Übergabe eines Care-Paketes an eine Rentnerin, Dezember 1954
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Harry Croner

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