Ernst Ludwig Kirchner: Nollendorfplatz, Berlin 1912
© Stadtmuseum Berlin | Reproduktion: Oliver Ziebe

Deutscher Expressionismus. Die Künstlergruppe Brücke und die Anfänge der Moderne

Die Künstlergruppe Brücke forderte die strengen Ideale und traditionellen Werte des frühen 20. Jahrhunderts heraus. Mit leuchtenden Farben und vereinfachten Formen brachten sie eher innere Gefühle als die äußere Realität zum Ausdruck. Die Ausstellung im Moderna Museet in Stockholm versammelt zum ersten Mal im nordischen Raum den wichtigsten deutschen Beitrag zur internationalen Moderne. Gezeigt wird auch ein Kunstwerk aus der Gemäldesammlung des Stadtmuseums Berlin.

Ausstellung: 21.9.24–9.3.25

Die Künstlergruppe Brücke wurde 1905 in Dresden von vier jungen, rebellischen Architekturstudenten gegründet. Mit ihrer gemeinsamen Lebens- und Arbeitsweise brachen sie radikal mit den vorherrschenden strengen moralischen Normen und ästhetischen Idealen des deutschen Kaiserreichs. Ihre Kunst markiert den Beginn des deutschen Expressionismus, der später als Deutschlands wichtigster Beitrag zur internationalen Moderne anerkannt werden sollte.

In „Deutscher Expressionismus. Die Künstlergruppe Brücke und die Anfänge der Moderne“ finden Sie Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Holzschnitte und Skulpturen von Ernst Ludwig Kirchner, Otto Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff, den vier Gründern der Brücke, sowie von Emil Nolde, Max Pechstein und Otto Mueller, den späteren Mitgliedern.

Leihgabe des Stadtmuseums Berlin

Kirchner gilt als der unruhigste und innovativste unter den Brücke-Künstlern. Ihm ist die Herausbildung eines spezifischen Berliner Großstadt-Expressionismus seit 1912 zu verdanken. Unter dem Eindruck der Schweizer Bergwelt beruhigte sich sein Stil und wandelte sich zu einer abstrakte Züge annehmenden Flächenhaftigkeit. Kirchner hinterließ auch ein bedeutendes graphisches und bildhauerisches Werk.

Ab 1912 wandte sich Kirchner der Arbeit an einer Reihe von Berliner Straßenbildern zu. Die Stadt erfährt hierbei eine subjektiv gesteigerte Deutung. Sie wird zur Metapher zivilisatorischer Bedrohung. Für ihn bestand die Charakterisierung des Ortes nicht einmal mehr andeutungsweise in der Wiedergabe der den Platz einst beherrschenden Kuppel der Hochbahnstation. Kirchner wählte einen Standpunkt, der sich unterhalb der Gleisanlage befand, am rechten Bildrand ist eine der die Konstruktion tragenden Eisenstützen zu sehen. Auf-und Untersicht gehen ineinander über. Die Stelle, wo der Pfeiler den Boden berührt, ist ebenso wie die Passanten oder die Straßenbahnen von oben gesehen. Wo sich der Träger aus statischen Gründen verzweigt, hat man aber den Eindruck, hinaufblicken zu müssen, und auch das Gesims des Eckhauses ist in Untersicht gegeben. Gezeigt wird die Einmündung der Maaßenstraße in den Nollendorfplatz südlich der Hochbahn. Etwas links unterhalb der Bildmitte ist der Brennpunkt angesiedelt, wo die wichtigsten Kompositionslinien zusammentreffen. Den Kreuzungsbereich hat Kirchner stark verengt und nahezu rechtwinklig zugespitzt.

Die sich dort treffenden Straßenbahnen scheinen aufeinanderzuprallen. Befremdend bedrohlich wirkt das aggressiv wirkende Kolorit, das von giftigem Gelbgrün bis zu tiefem Blauschwarz reicht.

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Ausstellungsort

Moderna Museet
Skeppsholmen
Stockholm
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