Die Fotoalben von Cecil F. S. Newman
Zur Ausstellung „Berlin 1945/46“ stellen wir Ihnen eine einzigartige fotografische Hinterlassenschaft des britischen Offiziers und Fotografen (1914-1984) vor. Sie dokumentiert das vom Zweiten Weltkrieg zerstörte Berlin und den Beginn des Wiederaufbaus.
Im Rahmen der Ausstellung Berlin 1945/46 | Fotografien von Cecil F. S. Newman wurden 2015 im Märkischen Museum 150 seiner eindrucksvollen Aufnahmen aus der Fotografischen Sammlung des Stadtmuseums Berlin erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt – und mit ihnen die drei originalen Fotoalben, die er während seines Aufenthaltes zusammengestellt hat. Vom Fotografen selbst beschriftet, erzählen sie uns von einer Zeit des Mangels und von den gewaltigen Aufgaben, die zu bewältigen waren, aber auch vom beginnenden Alltagsleben in der Ruinenstadt.
Berliner Fotografien
Die leinengebundenen Alben, allesamt Erzeugnisse der in Berlin-Tempelhof ansässigen Firma Wübben & Co., enthalten insgesamt 337 Fotos, jedes knapp mit maschinengeschriebenen Etiketten beschriftet. Entwickelt hat Cecil Newman die Abzüge eigenhändig im „Photo-Spezial-Haus” am Rüdesheimer Platz in Wilmersdorf. Dies ist einem Briefwechsel zwischen dessen Inhaberin Erna Mischonat und dem Fotografen zu entnehmen, den die beiden nach seiner Rückkehr ins heimatliche Belfast führten.„Unsere Dunkelkammer ist am Abend und am Sonntag recht vereinsamt“, beklagt Mischonat am letzten Oktobertag des Jahres 1946 in einem an Newman gerichteten Brief. „Es war sehr schön Ihre guten Aufnahmen zu besichtigen und fachliche Gedanken mit Ihnen auszutauschen.“ „Schade nur“, so schreibt sie in einem weiteren Brief zwei Monate später, „dass man sein Können durch den Materialmangel nicht ausnutzen kann. […] In Gedanken sehe ich Sie oft in Ihrer Dunkelkammer schöne große Köpfe vergrößern.“
Verbundenheit über Grenzen hinweg
Doch Cecil Newman blieb nicht nur der Fotografie, sondern auch den Menschen, die er in Deutschland kennen- und schätzen gelernt hatte, verbunden. Über das schwedische Rote Kreuz schickte er gemeinsam mit seiner Mutter mehr als 50 Päckchen nach Berlin, die dringend benötigte Lebensmittel und weitere Hilfsgüter enthielten – auch für Erna Mischonat, die damit zum Teil sogar anderen, noch Bedürftigeren eine Freude machen konnte.
Diese Verbundenheit wirkt bis zum heutigen Tage fort: Eines der drei in der Ausstellung gezeigten Fotoalben gehört zu einem Teil des Nachlasses von Cecil F. S. Newman, den seine Tochter dem Stadtmuseum Berlin im Rahmen einer Schenkung übergab. Die beiden übrigen waren als Leihgaben aus Familienbesitz zu sehen. So kehrten die Alben nach Jahrzehnten wieder nach Berlin zurück – was dem Fotografen zeit seines Lebens nicht vergönnt war.
Newman, der in Berlin viele Freundschaften geschlossen hatte und passabel Deutsch sprach, bemühte sich noch lange Zeit nach seiner Abberufung vergeblich, als ziviler Angestellter der Militärregierung in die Stadt zurückzukehren. Auch seine Hoffnung, als Mitglied der Royal Photographic Society für eine Fotoreportage nach Berlin reisen zu können, erfüllte sich nicht.