Leonore Maria Gräfin Stenbock-Fermor, Märkische Bäuerin o.O., um 1930. 45 cm x 40,50 cm, Inv.-Nr.: GEM 90/6
© Leonore Maria Gräfin Stenbock-Fermor, Stiftung Stadtmuseum Berlin | Reproduktion: Oliver Ziebe, Berlin

Die neue Sachlichkeit – Ein Jahrhundertjubiläum

Eine ganze Epoche mit einem einzelnen Begriff zu prägen, gelingt nur äußerst selten. Dem jungen Mannheimer Kunsthallen-Direktor Gustav F. Hartlaub ist mit seiner legendären Ausstellung „Neue Sachlichkeit“ 1925 jedoch genau das geglückt. Hundert Jahre später widmet die Kunsthalle Mannheim dem Phänomen „Neue Sachlichkeit“ eine große Ausstellung.

Ausstellung: 22.11.24-9.3.25

„Mit dem Ausstellungsprojekt ‚Die Neue Sachlichkeit – Ein Jahrhundertjubiläum‘ blickt die Kunsthalle Mannheim auf die unzweifelhaft bekannteste wie auch bedeutendste Ausstellung in ihrer über 100-jährigen Geschichte zurück. Die große Jubiläumsausstellung gliedert sich in verschiedene Themenbereiche, bei denen das damalige Ausstellungskonzept von 1925 hinterfragt und auch kritisch ergänzt wird, vor allem um das Schaffen von Künstlerinnen, war doch in der Ausstellung von 1925 keine einzige Frau vertreten.  

In der Ausstellung werden circa 200 Arbeiten von annähernd 100 Künstler:innen von nationalen und internationalen Leihgeber:innen sowie aus der Sammlung der Kunsthalle Mannheim zu sehen sein. Dabei stehen Themen wie das Zeitgeschehen, der Alltag der Menschen, die Industrialisierung, eine neue Mobilität, das Menschenbild und das Bild der Frau sowie Porträts, Stillleben und Landschaft im Mittelpunkt, welche diese Epoche als eine der Umbrüche und Kontraste charakterisieren.“*

*Ankündigungstext Kunsthalle Mannheim

Alice Lex-Nerlinger, Paragraf 218, Berlin 1931. Spritztechnik, 95 cm x 76,50 cm, Inv.Nr.: VII 60/876 x
© Sigrid Nerlinger | Reproduktion: Michael Setzpfandt, Berlin

Leihgaben aus dem Stadtmuseum Berlin

In der Sonderschau ist unter anderem das Gemälde „Paragraf 218“ von Alice Lex-Nerlinger (1893-1975) aus der Gemäldesammlung des Stadtmuseums Berlin zu sehen. Die Künstlerin gehört mit Hannah Höch (1889-1978), John Heartfield (1891-1968) und Oskar Nerlinger (1893-1969) zur künstlerischen Avantgarde der Weimarer Republik. Vor allem die Erfahrung während der Zeit des Ersten Weltkrieges und gesellschaftspolitische Themen der 1920er Jahre beschäftigten Lex-Nerlinger. So fertigte sie Bilder an, die sich mit Themen wie Kapital und Arbeit, Staat und Zensur, Helden und Soldatentod auseinandersetzten.

Ihre Arbeit über den damals unter Gefängnisstrafe gestellten, frauenverachtenden Paragraph 218 aus dem Jahr 1931 zeigt mehrere Frauen, die sich mit aller Kraft gegen ein Paragraphen-Kreuz stemmen. Die Frauen müssen ihre gesamtes Körpergewicht einsetzen, um dem todbringenden Symbol Einhalt zu gebieten. Am linken Bildrand ist eine gesichtslose, schwangere Frauenfigur zu sehen, die mit ihrem Kopftuch und ihrer einfachen Kleidung symbolisch für eine Arbeiterin stehen könnte.

Ausstellungsort

Ort
Kunsthalle Mannheim
Friedrichsplatz 4
68165 Mannheim

Öffnungszeiten
Di + Do – So + Feiertage | 10 – 18 Uhr
Mi | 10 – 20 Uhr

Weitere Informationen
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