DDR-Gartenstuhl (1963)
OBJEKT DES MONATS
Eine Sonderausstellung im Museum Ephraim-Palais befasste sich mit den vielfältigen Facetten des Alltagslebens in Ost-Berlin. Aus diesem Anlass beschäftigen wir uns hier mit einem Möbelstück des Ost-Berliner Designers Fritz Kühn.
Der Stuhl, der zu einem Ensemble mit rechteckigem Tisch gehört, wurde 2016 aus Privatbesitz erworben. Entstanden sind diese Terrassen- oder Gartenmöbel in der Grünauer Atelier-Werkstatt des Ost-Berliner Kunstschmieds Fritz Kühn. Seine Werke sind im Stadtbild noch heute zu finden, wie etwa der Brunnen auf dem Strausberger Platz oder das A-Portal der Berliner Stadtbibliothek in der Breiten Straße. In der Sammlung des Stadtmuseums Berlin befinden sich noch weitere Objekte des Künstlers, ein Froschgitter aus dem ehemaligen Puppentheater am Strausberger Platz und sein Meisterstück, eine Truhe mit Eisenbeschlägen.
Hommage an das Bauhaus
Kühns Eisenmöbel sind eine Hommage an die Bauhaus-Zeit und beispielhaft für das sachliche Design der Moderne. Im Gegensatz dazu entstanden zur gleichen Zeit im Westteil der Stadt verspielte und als „Eisen graziös“ bezeichnete Möbel im Kunststudio Klewer. Einige Erzeugnisse dieser Firma gehören heute zur Ausstattung des Cafés im Märkischen Museum.
Zum Auftrag der Gartenmöbel aus Kühns Werkstatt ist ein Brief vom 10. April 1963 erhalten. Darin bittet die ursprüngliche Besitzerin um vorzeitige Lieferung der Möbel im unfertigen Zustand, so „wie sie aus der Schmiede kommen“. Um die ungewisse Wartezeit für Lackierung und Polsterung der Stühle zu umgehen, hatte sie selbst eine Lösung organisiert: Ein Regalbauer übernahm das Lackieren, und ein Autopolsterer fertigte die Kissen mit von ihr selbst besorgtem Schaumstoff an. Eine typische Geschichte zum Umgang mit Mangelwirtschaft in der ehemaligen DDR.