Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte „Auferstehung Christi“ in der Kraut-Kapelle des Museums Nikolaikirche war vom 10. August bis 4. Oktober 2021 in einer Interpretation von Doris Leue zu sehen.
Kunst in der Kirche
Das Bild war der zweite Teil einer von Juni 2021 bis Juni 2023 andauernden Serie von Variationen zum Thema Auferstehung. Die Bilder wurden nacheinander präsentiert von Künstler:innen.
Mit augenzwinkernden Humor und Lust am fantasievollen Erzählen wendet Doris Leue (geb. 1954) das dramatische Pathos des verlorenen barocken Wandbildes ins unbeschwert Heitere. Dabei greift sie die historische Szene direkt auf und verlagert sie in den unteren Bildbereich.
Zwischen den Wachleuten, die hier mehr purzeln als fallen, eher schlafend erscheinen als geschlagen, tritt Christus freundlich hervor. Auf dem Rand seines offenen Grabes balancierend, hebt er die Hand zum Gruß, die andere hält ein Mikrofon.
Darüber sind die Lüfte voller Engel. Die Künstlerin hat sie aus dem Chor der Kirche hierhergeholt, wo Engelsfiguren eines zerstörten Altars auf eine Weise inszeniert sind, dass sie zu schweben scheinen. So fröhlich umschwirren sie den Auferstandenen, dass man fast meinen könnte, sie singen zu hören: Jesus Christ Superstar! Eine Erfolgsgeschichte – nicht nur im Musical.
Über die Künstlerin
1954 in Zerbst geboren, studierte Doris Leue 1972-1976 Kunstpädagogik an der Humboldt Universität zu Berlin und arbeitete danach u.a. im staatlichen Kunsthandel. 1985-1996 war sie Werkstattleiterin am Kunstpädagogischen Institut der HU. Ab 1996 bis zu ihrem Ruhestand arbeitete sie als Museumspädagogin im Museum für Naturkunde Berlin und entwickelte Bildungsprogramme, die bis heute wesentliche Bestandteile der Vermittlungsarbeit des Museums sind.
Doris Leue hat seit ihrer Schulzeit gezeichnet. In den neunziger Jahren wurde die künstlerische Arbeit für sie immer bestimmender, ihre Zeichnungen wurden in zahlreichen Ausstellungen u.a. in Berlin, Brandenburg, im Münsterland und im Erzgebirge sowie in London und Bordeaux gezeigt. 2012 erhielt sie den Egmont-Schäfer-Preis für Zeichnung. Arbeiten der Künstlerin befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Struwenberg, Land Brandenburg.