Loot im Mauritshuis, Den Haag
© Mauritshuis

Raubkunst – 10 Geschichten

Das Mauritshuis in Den Haag zeigt mit „Raubkunst – 10 Geschichten“ (original: „Loot – 10 Stories“) ein Kunstprojekt, in dem die Geschichten von Objekten aus drei Epochen mit Virtual Reality erlebbar gemacht werden: Kunst, die von französischen Revolutionären 1795 geraubt wurde, Alltagsgegenstände, die aus jüdischen Zwangsabgaben ab 1939 stammen, und koloniale Beutekunst. Das Stadtmuseum Berlin ist mit drei Leihgaben vertreten: Silberobjekte aus ehemals jüdischem Besitz, einer Kommode aus dem Reichsbank-Möbelkonvolut und einem Pferdekopf der Quadriga von 1793.

Ausstellung: 14.9.23 – 7.1.24

Mit Hilfe von VR-Anwendungen können Besucher:innen 10 Objekten auf die Spur kommen. Das Künstler:innen-Duo Jongsma + O’Neill nutzt Videoinstallationen und digitale Techniken, um den Einfluss der Objektgeschichten auf die Gegenwart zu zeigen.

Leihgaben des Stadtmuseums Berlin

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Mauritshuis und der Stiftung Stadtmuseum Berlin, der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss mit dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.

In der Ausstellung zu sehen sind drei Leihgaben aus der Sammlung des Stadtmuseums Berlin. Sie alle vereint die Geschichte von unrechtmäßiger Inbesitznahme und dem Anliegen des Stadtmuseums Berlin, die Provenienz der einzelnen Objekte zu klären.

Gabel, dreizinkig, mit verziertem Griff, 20,70 cm x 2,70 cm
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Dorin Alexandru Ionita

Das „Silber-Sonderinventar“ des Märkischen Museums

Knapp fünfhundert Löffel, Bettelarmbänder, Kinderklappern und andere Silberstücke lagern in einem Metallschrank im Sammlungsdepot des Stadtmuseums Berlin. Die Gegenstände stammen aus jüdischen Zwangsabgaben ab 1939. Obwohl sich die Objekte zurzeit keinen Einzelschicksalen zuordnen lassen, ist der Silberbestand aus ehemals jüdischem Besitz ein schmerzliches Zeugnis der Geschichte von Millionen von Menschen, die dem Holocaust zum Opfer fielen. Das Stadtmuseum Berlin bemüht sich seit 1996, die Provenienz der Silberobjekte zu erforschen, mit einem kritischen Blick die Vergangenheit der eigenen Institution auszuwerten und Informationen für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die Anet-Kommode aus dem so genannten Reichsbank-Möbelkonvolut

Wegen ihrer unbestätigten Herkunft und eines Anfangsverdachts auf „unrechtmäßigen Entzug“ wie Enteignung oder Raub während des Nationalsozialismus wird am Stadtmuseum Berlin seit 2020 gezielt zur Anet-Kommode geforscht. Die Themeninsel in der Ausstellung gibt einen Einblick in das Vorgehen der Provenienzforschung: Der Beginn der Spurensuche am Möbel und in Archivalien, das Zusammensetzen der über zahlreiche Orte und Quellen verstreuten historischen Fakten zur Geschichte der Kommode und die Rekonstruktion ihres Weges über Systembrüche der DDR und SBZ hinweg bis zurück in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und das von den Deutschen besetzte Paris (1940-1944).

Nicht jedes zunächst „verdächtige“ Indiz führt zu einem großen Kunstraubkrimi, aber die Umstände des Verkaufs der Kommode an die Reichsbank im Pariser Kunsthandel wie auch ihr Verbleib in den 1930er Jahren sind weiterhin Gegenstand der laufenden Recherchen, um größtmögliche Gewissheit über die Besitzverhältnisse zu erlangen.
Kommode, ca. 1750. Holz, Mahagoni, Bronze, Marmor, 88 x 171 x 65 cm.
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Dorin Alexandru Ionita
J. G. Schadow (1764–1850) = Entwurf und kleines Gips-Modell / Johann Christoph (1748–1799) und Michael Christoph Wohler (1754–1802) = originalgroßes Eichenholz-Modell) / Emanuel Ernst Jury (1756–1823) = Kupfertreibarbeit, Pferdekopf der Quadriga vom Brandenburger Tor in Berlin, 1789–1792, Kupfer, 125 x 45 x 157 cm, Inv.-Nr. VII 76/211 y
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Michael Setzpfandt

Der Pferdekopf der Quadriga von 1793

 
Dieser Pferdekopf ist alles, was von der Quadriga, der Skulptur auf dem Brandenburger Tor in Berlin, übriggeblieben ist. Die Quadriga wurde während des Zweiten Weltkriegs durch Bombenangriffe stark beschädigt und am 1. Mai 1950 abmontiert. Die meisten Teile wurden eingeschmolzen, lediglich der Kopf des linken Pferdes blieb erhalten. Er gelangte ins Depot des Märkischen Museums. Bis Dezember 2022 wurde der Pferdekopf in der Dauerausstellung BerlinZEIT im derzeit wegen Erneuerung geschlossenen Märkischen Museum gezeigt. Eine Replik der Quadriga steht seit 1958 auf dem Brandenburger Tor.

Die von Johann Gottfried Schadow 1793 geschaffene Statuengruppe der Quadriga hatte erst 13 Jahre auf dem Stadttor gestanden, als Dominique-Vivant Denon, Napoleons Kunstinspektor und Direktor des Musée Napoléon (dem heutigen Louvre), sie 1806 nach Frankreich brachte. Nach der Kapitulation Napoleons im Jahr 1814 kehrten die Pferde und der Wagen nach Berlin zurück.

Ein vertiefender Text über die Geschichte des verbliebenen Pferdekopfes der Quadriga von 1793 folgt.

2024 in Berlin

Die Stiftung Stadtmuseum Berlin, die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz sind Partner:innen dieses Ausstellungsprojekts.

2024 kommt die Ausstellung nach Berlin ins Humboldt Forum.

Ausstellungsort

Ort
Mauritshuis
Plein 29
2501 CM The Hague

In Kooperation mit