Ost-Berlin-Reiseführer
Berlin ist eine Reise wert – das galt zur Mauerzeit auch für den Osten der geteilten Stadt. Entsprechend groß war in Ost und West das Angebot an Reiseführern. Damals aktuell, bieten sie heute überraschende Einblicke in Vergangenes. Darum hier 6 antiquarische Reiseführer-Tipps für Ihren nächsten Flohmarkt-Besuch!
Berlin für junge Leute
Erscheinungsjahr: 1983Die 80er-Jahre-Typografie sticht sofort ins Auge: Speziell auf die junge Generation ausgerichtet, widmet sich der westdeutsche Reiseführer in einem Kapitel Ost-Berlin. Neben allgemeinen Infos („Wie kommt man rüber“) steht das Museums-Angebot im Vordergrund. Es findet sich aber auch eine Seite über Ausflugsziele im Grünen, darunter der Tierpark, der Treptower Park und der Müggelsee.
Das Besondere: Neben der witzigen Aufmachung beinhaltet der Reiseführer zwei Postkarten zum Heraustrennen.
Berlin von 7 bis 7
Erscheinungsjahr: 1984Dieser Freizeit-Führer durch „eine außergewöhnliche Stadt“ – herausgegeben in Hamburg für Reisende aus West-Deutschland – stellt Berlin als pulsierende Großstadt vor, die „von 7 bis 7“ Uhr immer etwas zu bieten hat. Der Abschnitt über Ost-Berlin widmet sich den wichtigsten Betrieben, den großen Sehenswürdigkeiten und den natürlichen Gegebenheiten in der „Hauptstadt der DDR“. Was man dabei lernen konnte: In Ost-Berlin sollte man mit einem eher osteuropäischem Getränkeangebot (Wodka) rechnen. Interessant ist auch, wie die westdeutsche Perspektive auf die Ost-Berliner Szene die wenigen Angebote für „Twens“ und über Dreißigjährige bemängelt. Den Autoren fehlte es anscheinend an Diskotheken mit modisch buntem, individuellemPublikum. Ebenso wird in Ost-Berlin der Disk-Jockey vermisst.
Das Besondere: Hier findet man alles rund um das Thema „Ausgehen“. Vielleicht findet die eine oder der andere ein altes Lieblingslokal wieder?
Berlin zu Fuß. 13 Wanderungen in West- und Ost-Berlin
Erscheinungsjahr: 1973Dieser kleine Reiseführer lädt dazu ein, Ost-Berlin zu Fuß zu erkunden. Die Friedrichstraße und Unter den Linden werden ebenso vorgestellt wie die Museumsinsel, der Marx-Engels-Platz (heute Schloßplatz) und der Alexanderplatz. Eine Skizze der Innenstadt soll bei der Orientierung helfen.
Das Besondere: Es macht Spaß mit diesem alten Reiseführer ohne Smartphone die Stadt zu erkunden. Im Vergleich mit heute stellen sich beim Lesen Fragen: Welche Gebäude stehen noch? Wie hat sich die Stadt verändert?
Berlin. Hauptstadt der DDR
Erscheinungsjahr: 1975Der in sechs Sprachen veröffentlichte Stadtführer aus der DDR betont die Internationalität der „Hauptstadt“ und lädt dazu ein, die Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Das Büchlein zeichnet als Bildband (teils schwarz-weiß, teils in Farbe) ein buntes Bild (Ost-)Berlins in den 1970er Jahren.
Das Besondere: Die abgebildeten Menschen auf den Fotos geben einen herrlichen Eindruck von der Mode der DDR-Haupststädter:innen. Diese Frisuren!
Ost-Berliner Ansichtssachen. Die halbe Hauptstadt.
Erscheinungsjahr: 1987Dieser Stadtführer gab einer Ausstellung des Stadtmuseums Berlin den Titel. Christa Mörstedt-Jauer hat hier in den spätern 1980ern einen sehr humorvollen und informativen City-Guide geschaffen. Der Reiseführer bietet unter anderem einen subjektiven Einblick in das Alltagsleben Ost-Berlins und seiner Menschen. Wer noch nicht weiß, was „Spee“ ist, sollte einen Blick ins Buch werfen!
Das Besondere: Den Stadtführer gab es zweigeteilt im Doppelpack. Den ersten Teil im blauen Einband konnte man getrost mit nach Ost-Berlin nehmen. Vom Mitführen des zweiten Teils im roten Einband wurde allerdings abgeraten. Zu kritisch konnten den Grenzbeamten die Aussagen über Politik, Geschichte und Alltag der DDR erscheinen – mit Beschlagnahme als möglicher Folge.
Halb Berlin und ganz die Hauptstadt. Berlin (DDR).
Erscheinungsjahr: 1987Der vom Stattbuch Verlag herausgegebene Reiseführer bietet viel, und das auf ungewöhnliche Weise. Ost-Berlin wird darin von der sage und schreibe 26-köpfigen Redaktion „Arbeitsgruppe Halb Berlin…“ vorgestellt. Unterteilt ist das Buch in die neun Stadtbezirke der „Hauptstadt der DDR“. So lernt man einerseits etwas über das Werden der Stadt, über ihre die östlichen Bezirke und wichtige Gebäude, erhält andererseits aber auch subjektive Eindrücke aus ganz verschiedenen Perspektiven.
Das Besondere: Die Artikel sind mit Schwarz-weiß-Bildern von prominenten Vertreter:innen der Ost-Berliner Fotografie illustriert. Neben Aufnahmen von Barbara Metselaar-Berthold finden sich auch etliche Fotografien von Harald Hauswald.
Redaktionelle Bearbeitung: Heiko Noack