Osterbräuche
Osterei & Co. in Museumsstücken und Überlieferung
Die deutschen Osterbräuche sind so bunt und vielfältig wie die bemalten Eier, die man sich bei uns zu dieser Zeit des Jahres schenkt. Dabei reichen die Wurzeln des landauf, landab gelebten Brauchtums weit in die Vergangenheit – bis ins Mittelalter und darüber hinaus. Machen Sie mit uns einen Ausflug in die Welt der Osterbräuche und lernen Sie einige Schätze aus unseren Sammlungen kennen, die nicht öffentlich zu sehen sind!
Das Osterei
Im Mittelpunkt der Osterzeit steht zweifelsfrei das Osterei. Bereits in der Antike galt das Ei als Sinnbild des Lebens und der Fruchtbarkeit. Im Christentum wurde es zum Symbol der Auferstehung Christi: So wie sich neues Leben aus dem äußerlich tot erscheinenden Ei entwickelt, so entstieg nach der christlichen Überlieferung Jesus dem Grab. Die katholische Kirche hat daher das Ei schon früh in die Osterliturgie eingebunden. Traditionell wurde es rot gefärbt, später aber auch kunstvoll bemalt oder dem herrschenden Zeitgeist entsprechend geschmückt. Da es Christen in der Fastenzeit vor Ostern verboten war Eier zu essen, wurden die Ostereier hartgekocht und zum späteren Verzehr aufbewahrt oder verschenkt.Berliner Stadt-Ansichten auf Ostereiern
Der Osterhase und andere Eierbringer
Im Osterbrauchtum ist das Osterei untrennbar mit dem Osterhasen verknüpft. Der Grund ist eine ganz ähnliche symbolische Bedeutung: Schon bei den Römern galt der Hase aufgrund seiner schnellen Fortpflanzung als Symbol der Fruchtbarkeit. Die Weibchen des Feldhasen bringen bis zu vier Würfe im Jahr zur Welt. Die rasche Geburtenfolge erreichen sie durch „Schachtelträchtigkeit“: Die Häsinnen können gleichzeitig zwei Würfe unterschiedlichen Entwicklungsstandes in der Gebärmutter tragen, die in kurzer Folge geboren werden. Im christlichen Glauben wurde der Hase als Auferstehungssymbol gedeutet, weil man irrtümlich annahm, Hasen schliefen mit offenen Augen.
Hase
Im Mittelalter war es in Deutschland üblich, Pacht und andere Abgaben zweimal jährlich in Naturalien zu bezahlen. Einer der Zahltermine war Gründonnerstag. Ein Teil der Pacht konnte mit hartgekochten Eiern bezahlt werden. Doch auch Hasen dienten oft als Pachtzins. Die zeitliche Zusammenführung von Eiern und Hasen am Gründonnerstag sowie deren gleiche Bedeutung als Symbole für Auferstehung und Fruchtbarkeit haben vermutlich zur Entstehung des Osterhasen geführt. Der „Osterhase“ lässt sich das erste Mal in der 1682 erschienenen Schrift „De ovis paschalibus – Von Oster-Eyern“ nachweisen. Der Heidelberger Mediziner Georg Franck beschreibt darin, dass es in den protestantischen Gebieten von Westfalen, der Pfalz und im Elsass Brauch sei, den Kindern weis zu machen, der Osterhase lege die Eier. Das katholische Osterei wurde dadurch verweltlicht. Allerdings war der Osterhase lange Zeit nicht allein für die Ostereier zuständig.Fuchs & Co.
In vielen Gegenden Deutschlands brachten andere Tiere die Eier: in Hannover der Fuchs, in Thüringen und Schleswig-Holstein der Hahn, an der niederländischen Grenze Ostervogel oder Kranich. Auch Storch, Kuckuck, Osterhenne, Osterlamm und Roter Eiervogel galten als Eierbringer, manchmal sogar das Christkind oder der Nikolaus. Am beliebtesten war aber der Osterhase, der in der Welt der Osterbräuche inzwischen alle Konkurrenten verdrängt hat.Osterwasser
Das Osterwasser wird in der Nacht zum Ostersonntag von jungen Mädchen aus fließenden Gewässern gegen den Strom geschöpft. Es zu trinken oder sich damit zu benetzen soll nach altem Volksglauben die Gesundheit und die Schönheit fördern und darüber hinaus Hautkrankheiten, Sommersprossen und Warzen verschwinden lassen. Voraussetzung für die segensreiche Wirkung ist, dass das Wasser schweigend geschöpft und schweigend nach Hause getragen wird, ohne einen Tropfen zu verschütten. Das Schweigegebot darf lediglich unterbrochen werden, um beim Schöpfen ein Gebet zu murmeln. Die Jungen machten sich aus diesem Brauch einen Spaß und lauerten den Mädchen auf dem Weg nach Hause auf, um sie zu erschrecken. Wurde das Schweigegebot gebrochen, verlor das Osterwasser seine heilbringende Wirkung und die Mädchen trugen „Quasselwasser“ oder „Plapperwasser“ nach Hause.
Noch bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein gab es in Berlin den Brauch, das Osterwasser aus öffentlichen Brunnen oder aus der Spree zu schöpfen.
Osterfeuer
Das Abbrennen österlicher Scheiterhaufen ist als weltlicher Osterbrauch seit 1559 überliefert. Diese Osterfeuer galten als Abbilder der Sonne, die von nun an wieder länger und wärmer scheinen würde. In manchen Gegenden wurde das Anzünden des Osterfeuers so sehr als Sinnbild der Erneuerung verstanden, dass das Herdfeuer gelöscht und mit einer am Osterfeuer entzündeten Fackel wieder in Brand gesetzt wurde. Gelöschtes Herdfeuer symbolisierte den Tod, die neu angefachte Flamme das Leben. Außerdem wurden diesem Feuer starke Abwehrkräfte zugeschrieben: Es sollte alles Schädliche von Familie, Haus und Hof fernhalten. Kinder rieben sich die Gesichter mit der Asche des Osterfeuers ein, denn das sollte sie ein Jahr lang vor Krankheiten schützen. Der Sprung über das Feuer brachte Glück.
Auch heute noch werden in Berlin jedes Jahr wie in vielen anderen Regionen Deutschlands Osterfeuer entfacht.
Fastenzeit
Zur Vorbereitung auf das Osterfest wird im Christentum seit dem 2. Jahrhundert eine Fastenzeit vorgeschrieben. Die 40-tägige Fastenzeit von Aschermittwoch bis Karsamstag wurde auf dem Konzil von Nicäa 325 festgelegt. Nur an den Sonntagen wird während dieser Zeit nicht gefastet. Man unterscheidet Fastentage, an denen nur eine sättigende Mahlzeit erlaubt ist, und Abstinenztage, an denen Gläubige auf Fleischspeisen verzichten.