Puppe (1940)

OBJEKT DES MONATS

Von Krieg, Flucht und Verfolgung erzählt dieses Objekt des Monats aus der Spielzeugsammlung des Stadtmuseums Berlin.

von Randy-Noreen Rathenow
Puppe (43 Zentimeter)
© Stadtmuseum Berlin

Am 8. Mai 1945 endete mit dem Zweiten Weltkrieg auch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, die für viele Millionen Menschen Tod, Flucht oder Vertreibung bedeutete. An eines der zahllosen unbekannten Schicksale jener Zeit erinnert die hier vorgestellte Puppe.

In der Berliner Allee 1 im Stadtteil Weißensee betrieb eine Frau Wildt bis 1945 einen kleinen Tabakwarenladen. Zu ihren Stammkunden gehörte auch die jüdische Familie Jacobi. Während der Großteil dieser Familie noch rechtzeitig nach England emigrieren konnte, blieb Frau Jacobi mit ihrer 1937 geborenen Tochter bei der schwer erkrankten Großmutter in Berlin. Mitleid und Herzensgüte veranlassten die Händlerin, dem kleinen, traurigen Mädchen eine Freude zu bereiten. Über einen Kunden, der aus Thüringen stammte, besorgte sie diese Puppe – doch das kleine Mädchen kam nicht mehr.

Mit den stärker werdenden Luftangriffen brachte Frau Wildt viele Gegenstände auf ihr Wochenendgrundstück. Das Haus Berliner Allee 1 wurde ausgebombt, das Schicksal des jüdischen Mädchens ist unbekannt, aber die Puppe, mit der es nie spielen konnte, blieb in einem alten Koffer auf dem Dachboden der Gartenlaube erhalten.

Mehr Berln-Geschichten