Alice Lex-Nerlinger, Paragraf 218, 1931. Spritztechnik, Gemäldemaß: H: 95,00 cm , B: 76,50 cm, Inv.Nr.: VII 60/876 x
© Sigrid Nerlinger | Reproduktion: Michael Setzpfandt, Berlin

Radikal! Künstlerinnen* und Moderne 1910-1950

In einer länderübergreifenden Gemeinschaftsausstellung erkunden das niederländische Museum Arnhem, das Saarlandmuseum in Saarbrücken und das Belvedere in Wien nacheinander die Beziehung zwischen Gender, Kunst und Moderne. Hochrangige Leihgaben des Stadtmuseums Berlin reisen von Station zu Station mit.

Museum Arnhem: 7.9.24–5.1.25

Saarlandmuseum: 8.2.–18.5.25

Belvedere: 18.6.–12.10.25

Mehr als 70 Künstlerinnen* aus über 20 Ländern bringt die große Überblicksschau in einen Dialog und eröffnet damit neue Perspektiven auf die Vielfalt und die grenzüberschreitende Dimension der Moderne.

Unabhängig von Herkunft und stilistischer Zuordnung eint sie die Suche nach neuen Bildsprachen und Repräsentationsformen, um die moderne Lebenswelt zu erfassen. Die Werke dieser Künstlerinnen* dokumentieren eindrucksvoll, wie tiefgreifend sie den gesellschaftlichen Wandel mitgestalteten und mit welcher Vehemenz sie auf drängende Fragen einer von historischen Umbrüchen und technologischen Veränderungen geprägten Zeit reagierten. Sie entwarfen mögliche Identitäten außerhalb der akzeptierten Rollenbilder, nahmen kritisch Stellung zum politischen Geschehen und verankerten die ästhetischen Ideale der Moderne im Alltag der Menschen. 

Präsentiert werden Werke von Gertrud Arndt, Bendetta, Romaine Brooks, Elizabeth Catlett, Claude Cahun, Saloua Raouda Choucair, Sonia Delaunay, Inji Efflatoun, Alexandra Exter, Leonor Fini, Jacoba van Heemskerck van Beest, Hannah Höch, Erika Giovanna Klien, Katarzyna Kobro, Käthe Kollwitz, Lotte Laserstein, Tamara de Lempicka, Alice Lex-Nerlinger, Jeanne Mammen, Marlow Moss, Alice Neel, Gazbia Sirry, Sophie Taeuber-Arp, Charley Toorop, Fahrelnissa Zeid und weitere.

Jeanne Mammen, Sterbender Krieger (Junger Soldat im Frontfeuer), ohne Ort, um 1943, Tempera auf Karton, 151 x 140 cm, Inv.-Nr. SM 2018-09238
© Jeanne Mammen Stiftung, Stadtmuseum Berlin | Reproduktion: Oliver Ziebe, Berlin

Leihgaben aus dem Stadtmuseum Berlin

Jeanne Mammen (1890-1976) gehört mit ihren Bildern der 1920er Jahre zu den bekanntesten Berliner Malerinnen und Grafikerinnen. Während der Zeit des NS-Regimes war ihre Situation prekär, sie hatte fast keine Einkünfte mehr. 1937 sah die Künstlerin das Antikriegsbild „Guernica“ von Pablo Picasso (1881-1973) auf der Weltausstellung in Paris. Ihr Gemälde „Sterbender Krieger“ zeigt kubistische Züge auf.

Die im Jahr 2003 gegründete Jeanne-Mammen-Stiftung unter dem Dach der Stiftung Stadtmuseum Berlin dient der Bewahrung des künstlerischen Werks von Jeanne Mammen. Dieses umfasst weit über 1000 Positionen aus allen Schaffensperioden, die über Sammlung online zugänglich sind.

Auch das Original-Atelier der Künstlerin am Kurfürstendamm 29 kann besichtigt werden.

Jeanne Mammen im Blick

Alice Lex-Nerlinger

In der Sonderschau ist auch das Gemälde „Paragraf 218“ von Alice Lex-Nerlinger (1893-1975) aus der Gemäldesammlung des Stadtmuseums Berlin zu sehen (siehe Titelbild). Die Künstlerin gehört mit Hannah Höch (1889-1978), John Heartfield (1891-1968) und Oskar Nerlinger (1893-1969) zur künstlerischen Avantgarde der Weimarer Republik. Vor allem die Erfahrung während der Zeit des Ersten Weltkrieges und gesellschaftspolitische Themen der 1920er Jahre beschäftigten Lex-Nerlinger. So fertigte sie Bilder an, die sich mit Themen wie Kapital und Arbeit, Staat und Zensur, Helden und Soldatentod auseinandersetzten.

Ihre Arbeit über den damals unter Gefängnisstrafe gestellten, frauenverachtenden Paragraph 218 aus dem Jahr 1931 zeigt mehrere Frauen, die sich mit aller Kraft gegen ein Paragraphen-Kreuz stemmen. Die Frauen müssen ihre gesamtes Körpergewicht einsetzen, um dem todbringenden Symbol Einhalt zu gebieten. Am linken Bildrand ist eine gesichtslose, schwangere Frauenfigur zu sehen, die mit ihrem Kopftuch und ihrer einfachen Kleidung symbolisch für eine Arbeiterin stehen könnte.

Ausstellungsorte

Station 1
Museum Arnhem
Utrechtseweg 87
6812 AA Arnhem, Niederlande
Weitere Informationen

Station 2
Saarlandmuseum | Moderne Galerie
Bismarckstraße 11-15
66111 Saarbrücken
Weitere Informationen

Station 3
Unteres Belvedere
Rennweg 6
1030 Wien
Weitere Informationen

Die Titel-Schreibweise wurde vom Belvedere Museum Wien übernommen. Der Genderstern wird oftmals hinter eine Bezeichnung gesetzt, um auf den Konstruktionscharakter von Geschlecht hinzuweisen und um den Raum zu öffnen, für alle Menschen, die die jeweilige Bezeichnung für sich selbst wählen, unabhängig vom Geschlecht.