Schwarzes Mantelkleid (2014)

OBKEKT DES MONATS

Das Mantelkleid des Berliner Mode-Labels P|AGE Fashion steht stellvertretend für die jungen Unternehmen der Berliner Modebranche, die Schick und Verantwortungsbewusstsein vereinen wollen. Zugleich ist es ein Beispiel für das Sammeln der Gegenwart im Museum.

von Heike-Katrin Remus
Schwarzes Mantelkleid des Berliner Modelabels „P|AGE Fashion“, 2014, Design: Ania und Ivona Pilch (Handgewebte Baumwolle, Seide, Ziegenleder)
© Stadtmuseum Berlin

Das kurze schwarze Mantelkleid im Oversized-Stil ist gerade geschnitten. Im Vorderteil verdeckt eine asymmetrische Formblende aus feinem Ziegenleder den Reißverschluss. Eine gerade eingesetzte Tasche mit Lederpaspel auf der linken Seite und die weiten, dreiviertellangen Ärmel mit Lederbündchen geben dem Kleid einen extravaganten und doch zeitlosen Charakter.

Für den Oberstoff wurde handgewebte Baumwolle, für das Futter ein Seidensatin verwendet. Die Stoffe werden in Guatemala aus Bio-Rohstoffen gewebt und mit Bio-Farben gefärbt – hier mit „Kampeche“, dem Farbstoff des Blutholzbaumes. Zum Schwarzfärben muss der eigentlich rote Farbstoff hoch konzentriert sein.

Transparenz und anerkannte Standards

Wichtiges Anliegen des 2012 gegründeten und bis 2019 bestehenden Labels war es, nachhaltig zu produzieren. Die in Berlin geborenen Designerinnen Ania und Iwona Pilch wollten nicht auf Produktionen im Ausland verzichten, aber die Herstellungsprozesse und Transportwege der Kleidung transparent gestalten. Daher sind auf den Etiketten selbst die Namen der an der Herstellung beteiligten Weberinnen und die Art der Färbung nachvollziehbar. 

Die Mode P|AGE war nicht billig, das Mantelkleid kostete etwa 300 Euro. Darum war auf eine zeitlose Gestaltung Wert gelegt worden, die das Kleidungsstück vielseitig einsetzbar machte und für mehr als eine Saison galt. Das Kleid ist nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) gefertigt worden. Mit dem GOTS sind 2006 weltweit anerkannte Richtlinien geschaffen worden, die Verbraucherinnen und Verbrauchern eine glaubwürdige Qualitätssicherheit über den gesamten Herstellungsprozess von Textilien bieten, angefangen von der Gewinnung der biologisch erzeugten Rohstoffe über eine umwelt- und sozialverantwortliche Fertigung bis hin zur transparenten Kennzeichnung.

Die Gründung des Labels P|AGE wurde von dem Berliner Modenetzwerk NEMONA begleitet, das junge Neuköllner Unternehmen als sogenannter Inkubator unterstützt. Ausdrückliches Ziel des Netzwerks ist dabei, die in Berlins Modedesign und -produktion Tätigen miteinander zu vernetzen. So sollen der Absatz sowie die lokale Produktion erhöht und qualitativ hochwertige Beschäftigung innerhalb der Textilbranche erreicht werden.

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