Workshopteilnehmer:innen im Botanischen Museum
© Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt, Stadtmuseum Berlin und Berliner Museumsverband e.V. | Foto: Marc Eils

Werkstattreihe „Dekolonisierung von Museen“

Gemeinsam mit dem Mitte Museum, dem Botanischen Museum und dem Brücke-Museum trafen sich an drei Workshoptagen und einem Abschlusstag Museumsmacher:innen aus unterschiedlichen Häusern in Berlin, um über dekoloniale Ausstellungspraxis und Museumsarbeit zu sprechen.

Vielen Museen ist die Notwendigkeit bewusst, sich mit der Frage nach einer Dekolonisierung ihrer Häuser zu beschäftigen. Doch gerade diese Frage stellt für einige eine große Herausforderung dar, das Thema konkret anzugehen. Es fehlen Ressourcen, Kompetenzen und angesichts der Komplexität der Aufgabe manchmal auch einfach der Mut. Oft ist es für die Museen schwer zu sehen, wie sie anfangen können, sich dieser Aufgabe zu stellen.

Um anhand konkreter Beispiele zu diskutieren, wie dekoloniale Museumsarbeit in der Praxis umgesetzt werden kann, lud der Teilbereich Entwicklung[en] des Pilotprojekts Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt und die Kompetenzstelle DeKolonisierung der Stiftung Stadtmuseum Berlin in Zusammenarbeit mit dem Berliner Museumsverband e.V. (ehemals Landesverband der Museen zu Berlin e.V.) zu einer Werkstattreihe für Museumsmitarbeiter:innen ein.

Mitte Museum

Am 21. April 2023 fand der Auftakt der vierteiligen Werkstattreihe „Dekolonisierung von Museen“ im Mitte Museum statt. anhand eines konkreten Beispiels aus der Arbeit des Mitte Museums wurde darüber nachgedacht, wie dekoloniale Museumsarbeit in der Praxis umgesetzt werden kann.

Das Mitte Museum verfügt über eine Sammlung von über 220 historischen Schulwandbildern. Sechs von ihnen spiegeln kolonialistisches Gedankengut wider. Am Beispiel dieser Objekte wurden in diesem Workshop Strategien der musealen Einordnung, Präsentation und Vermittlung diskutiert. Moderiert wurde der Tag von Miriam Camara (akoma coaching & consulting).
Workshopsituation im Mitte Museum
© Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt, Stadtmuseum Berlin und Berliner Museumsverband e.V. | Foto: Riccardo Bernardi

Nach einem fachlichen Input von Tahir Della (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland), der über dekoloniale Ausstellungspraxis und die Notwendigkeit einer frühzeitigen und nachhaltigen Einbindung unterschiedlicher Perspektiven und Initiativen sprach, wurden in Kleingruppen dekoloniale Handlungsstrategien zur Fragestellung des Museums erarbeitet, die dann gemeinsam diskutiert wurden.

Austausch im Botanischen Museum
© Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt, Stadtmuseum Berlin und Berliner Museumsverband e.V. | Foto: Marc Eils

Botanisches Museum

Wie können koloniale Kontexte adressiert und Dekolonisierungsprozesse in (eigentlich nicht veränderbaren) Dauerausstellungen sichtbar gemacht werden? Diese Frage stand im Fokus des zweiten Workshops am 24. Mai 2023, der im Botanischen Museum stattfand. Gemeinsam mit Museumsmacher:innen aus unterschiedlichen Häusern in Berlin diskutierten wir die Fragestellung, die derzeit im Fokus der Arbeit des Botanischen Museums steht.  

Moderiert wurde der Tag von Nicola Lauré al-Samarai (raa Berlin e.V.). Nach einem fachlichen Input von Danielle Rosales (Visual Intelligence), die über das Potential von dekolonialem Ausstellungs- und Grafikdesign sprach und Möglichkeiten visueller Interventionen teilte, wurden in Kleingruppen Handlungsstrategien zur Fragestellung des Botanischen Museums erarbeitet, die dann gemeinsam diskutiert wurden.

Dabei ging es auch darum, wie es Museen gelingen kann, eine Haltung zu entwickeln und diese sowohl intern als auch nach außen hin sichtbar zu machen. Einer der Schlüsselbegriffe war hierbei „Transparenz“. Es wurde über Möglichkeiten nachgedacht, sich als lernendes Museum zu zeigen und transparent mit Arbeitsprozessen sowie offenen Fragen, Lücken und Leerstellen umzugehen.

Brücke-Museum

Dekolonisierungsprozesse in Museen erfordern eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit und Reflexion über Strukturen, Inhalte, Personal und Publikum. Wie aber können diese Prozesse gelingen und wie können strukturelle Veränderungen und institutionelle Verankerungen nachhaltig angegangen werden? Darüber haben wir gemeinsam mit Museumsmacher*innen aus Berlin im dritten Workshop der vierteiligen Werkstattreihe „Dekolonisierung von Museen“ der am 21. Juni 2023 im Waldraum des Brücke-Museums stattfand, diskutiert.  
Workshop im Waldraum des Brücke-Museums
© Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Berliner Museumsverband e.V. | Foto: Riccardo Bernardi

Im Vordergrund stand zunächst eine Reflexion über vorangegangene kolonialismuskritische Projekte im Brücke-Museum, welche sich vor allem auf die Bereiche der Sammlung, Ausstellung, Vermittlung und Digitalisierung konzentrierten. Es ging zudem um die Frage, wie der Prozess der strukturellen Verankerung angegangen und gelingen kann – insbesondere im Museumsbereich, der von tradierten Routinen und befristeten Projekten geprägt ist, und um eine Erarbeitung von Methoden und Werkzeugen, die helfen können, den Prozess der strukturellen Verankerung zu verstetigen.

Moderiert wurde der Tag von Nicola Lauré al-Samarai (raa Berlin e.V.). Den fachlichen Input übernahm İdil Efe (Stiftung Stadtmuseum Berlin), die über Changemanagement mit Fokus auf Diversität und Dekolonisierung sprach. Sie betonte noch einmal die grundlegende Frage, nach dem „Warum?“, der sich Institutionen am Anfang eines solchen Prozesses stellen müssen und rückte erneut die Relevanz einer umfassenden institutionellen Haltung in den Vordergrund. Im Anschluss wurden in Kleingruppen Handlungsstrategien zu einer nachhaltigen Implementierung von Dekolonisierungsprozessen am Beispiel des Brücke-Museums erarbeitet, die dann im Plenum vorgestellt und diskutiert wurden.  

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Teilbereich Entwicklung[en] des Pilotprojekts Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt und der Kompetenzstelle DeKolonisierung der Stiftung Stadtmuseum Berlin sowie dem Berliner Museumsverband e.V.. Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt wird durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa sowie der Kulturstiftung des Bundes gefördert.

Kompetenzstelle DeKolonisierung

Dekoloniale Museumspraxis entwickeln, erproben und langfristig in Institutionen zu verankern: Das ist das Anliegen der 2022 gegründeten Kompetenzstelle DeKolonisierung am Stadtmuseum Berlin.