Stillgelegt

Fotografien von Fons Brasser: West-Berliner S-Bahnhöfe in den 1980er Jahren

   
S-Bahnhof Schöneberg, Bahnhofshalle, 16. Juli 1983
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Fons Brasser
Der Bau der Berliner Mauer besiegelte am 13. August 1961 für Jahrzehnte die Teilung der Stadt. Menschen wurden getrennt, Verkehrsverbindungen unterbrochen. Die Präsentation des Foto-Grafischen Kabinetts im Märkischen Museum stellte Ausschnitte aus dem Schlüsselwerk eines international renommierten niederländischen Künstlers vor, der mit „Stillgelegt“ ein beeindruckendes Dokument des Kalten Krieges schuf.

Der niederländische Bildhauer und Grafiker Fons Brasser war bei einem Aufenthalt in West-Berlin 1983 von den vielen stillgelegten S-Bahnhöfen fasziniert. Die Verwahrlosung dieser „Geisterbahnhöfe“ erschien ihm als sinnbildhaft für die Absurdität der Teilung der Stadt und wurde zum Impuls für sein erstes großes fotografisches Werk. Streng dokumentarisch nahm er jeweils das Empfangsgebäude und den Bahnsteig der seit 1980 nicht mehr genutzten Stationen auf. Sie waren einst Verkehrsknotenpunkte für abertausende Menschen auf ihrem täglichen Weg durch das große Berlin gewesen.

Präsentiert wurden im Foto-Grafischen Kabinett ausgewählte 9 von 54 Bildpaaren der Serie. In Brassers großformatigen Bildern wuchert Gras, sind Zugänge gesperrt, stehen Uhren still. Auch 60 Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer und mehr als 30 Jahre nach deren Fall führen seine Bilder eindringlich die Folgen der Teilung Berlins für den Alltag der Menschen und die Infrastruktur der Stadt vor Augen.

Brasser arbeitet als Fotograf  immer in Projekten. So widmete er sich in Serien zu Wassertürmen, Leuchttürmen und Brücken immer wieder technischen Industriebauten, aber auch der Hollandse Waterlinie (holländische Wasserlinie), einer Verteidigungsanlage bei Amsterdam. Zu den Verkehrsanlagen Berlins fertigte er zwischen 1983 und 2006 drei Bildzyklen („Stillgelegt“, „Gesperrt“, „Re-photography“)

Über Fons Brasser

Fons Brasser, geboren 1944 in Haarlem (Niederlande), ist Autodidakt. 1977 und 1983 gab es von ihm Einzelausstellungen im Stedelijk Museum (Amsterdam). Seitdem hat er sowohl in Gruppen- als auch Einzelpräsentationen in den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz, Norwegen, Island, den USA und Dubai ausgestellt. Er war einer der ersten in den Niederlanden, der sich der neuen, künstlerischen Dokumentarfotografie verschrieben hat. Neben seinen freien Arbeiten erhielt er Aufträge von der obersten Denkmalbehörde der Niederlande.

Sammlung Online

Das digitale Schaufenster in die Bestände des Stadtmuseums Berlin bietet Ihnen einen vollständigen Überblick über alle Fotografien von Fons Brasser in unserer Sammlung.

Mehr zum Thema

Stillgelegt

Die Berliner S-Bahn in einer Fotoserie von Fons Brasser aus den 1980er Jahren und Bildern von heute

Berlin Geisterbahn

Der niederländische Fotograf Fons Brasser besuchte in den 1980er Jahren das geteilte Berlin. Mit seinen Fotos wurde er zum künstlerischen Dokumentar von dessen stillgelegten S-Bahnhöfen.

Aufstieg und Niedergang der Berliner S-Bahn (1924 – 1984)

Durch die Teilung Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eines der modernsten Verkehrsmittel der Welt zum Sinnbild des Verfalls.

Berliner S-Bahnhöfe in den 1980ern und heute

Begleiten Sie uns anhand von historischen Aufnahmen des niederländischen Fotografen Fons Brasser und aktuellen Bildern auf einer Zeitreise zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Stillstehende Zeit

Wuchernde Vegetation, stehengebliebene Uhren: Der niederländische Fotograf Fons Brasser dokumentierte von 1983 bis 1986 auf stillgelegten S-Bahnhöfe West-Berlins Zeichen des Verfalls nach dem Bau der Berliner Mauer.

Harry Croner

Er war einer der wichtigsten Foto-Chronisten im Nachkriegs-Berllin: der Bildjournalist Harry Croner (1903 – 1992). Eine Online-Ausstellung des Stadtmuseums Berlin in der Deutschen Digitalen Bibliothek gibt Einblick in Leben und Werk.

Eine S-Bahn-Fahrt durchs Berlin von 1947

Der Fotograf Harry Croner unternahm im Jahr 1947 eine S-Bahn-Fahrt durch die Mitte Berlins – und dokumentierte so die vom Zweiten Weltkrieg zerstörte Stadt.