Dekoloniale Berlin Residents
Im Mai 2024 hat eine Jury fünf Künstler*innen ausgewählt, die im Rahmen der gemeinsamen dezentralen Ausstellung „Dekoloniale – was bleibt?!“ von Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt und dem Stadtmuseum Berlin anlass- und ortsspezifische künstlerische Arbeiten entwickelt haben.
Die Kunstwerke sind im Museum Nikolaikirche zu sehen sowie im Projektraum der Dekoloniale in der Wilhelmstraße 92, im „Afrikanischen Viertel“ in Berlin-Wedding und an der U-Bahn-Station „Afrikanische Straße“.
Tonderai Koschke
Die Arbeiten von Tonderai Koschke entstehen durch Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis. Inspiriert von den materiellen Kulturen und dem architektonischen Erbe Simbabwes, wo sie aufgewachsen ist, erforscht sie durch Kolonialismus unterbrochene Traditionen. Sie untersuchte die historische und spirituelle Bedeutung der monumentalen Steinstadtruine Great Zimbabwe und die Geschichte des Steinbaus im südlichen Subsahara-Afrika. Das Lernen über die komplexe Vergangenheit betrachtet sie als Ausgangspunkt für das Erträumen einer alternativen Gegenwart und einer dekolonialen Zukunft.
Percy Nii Nortey
Percy Nii Nortey ist ein multidisziplinärer Künstler, der in Kumasi, Ghana, geboren wurde und dort arbeitet. Seine Praxis erkundet Materialität, Identität, Arbeit und Erinnerung, wobei sie die Grenzen zwischen performativen Objekten, Malerei, Klanginstallationen, bewegten Skulpturen und Videoinstallationen verwischt. Seine Arbeit wurzelt tief in seiner persönlichen Geschichte sowie in den ökologischen und wirtschaftlichen Bedingungen Ghanas und zielt darauf ab, das Bewusstsein zu dekolonisieren und schwarze Gemeinschaften zu ermächtigen, die Hoheit über ihre Narrative und Identitäten wiederzuerlangen.
Die Grundlage von Percy Nii Norteys künstlerischer Praxis ist die Zusammenarbeit mit ghanaischen Proletarier*innen, darunter Automechaniker, Holzkohleverkäufer*innen und Marktfrauen. Er verwendet die von ihrer täglichen Arbeit befleckten Stoffe, um ihre Arbeit und ihr Sein zu veranschaulichen. Indem er den Stoff an die Arbeitenden verteilt und später die mit Öl, Benzin und Schmutz befleckten Stoffe wieder einsammelt, verwandelt er diese mit persönlichen Geschichten aufgeladenen Materialien in Proxys für ein kollektives Erinnern. Norteys Ansatz bezieht die lokale Gemeinschaft aktiv mit ein, schafft Verbindungen und modelliert so die öffentliche Wahrnehmung, um den gesellschaftlichen Stellenwert dieser Arbeit aufzuzeigen und so zur Entkolonialisierung der Köpfe beizutragen.
Theresa Weber
Theresa Weber arbeitet derzeit in Deutschland, nachdem sie 2021 ihr Studium an der Kunstakademie Düsseldorf mit Meisterschüler von Ellen Gallagher, und 2023 einen MA am Royal College of Art in London abschloss. Weber gewann mehrere Preise und Stipendien und war 2022 Teil der New Contemporaries UK. Ihre erste institutionelle Einzelausstellung fand 2021 statt, gefolgt von mehreren internationalen Ausstellungen, ihrer ersten Kommission im Somerset House London 2023, sowie einer Einzelausstellung bei ChertLüdde Berlin, und einer Museums-Einzelausstellung im Kunstmuseum Bochum im Jahr 2024.
Mit multimedialen Installationen, Skulpturen, Bildern und kollaborativen Performances stellt Theresa Weber bestehende Machthierarchien und Kategorisierungen in Frage. Basierend auf ortsspezifischer historischer Recherche und antiken Mythologien entwickelt sie Collagen aus kulturell aufgeladenen Materialien. Ihre Perspektive als in Deutschland geborene Künstlerin mit Jamaikanischem, Deutschem und Griechischem Hintergrund beeinflusst ihren künstlerischen Ansatz. Sie veranschaulicht den ständigen Wandel innerhalb diasporischer Traditionen und bezieht sich dabei vor allem auf karibische Diskurse.
Yangkun Shi und Charlotte Ming
Die gemeinschaftliche Arbeit von Charlotte Ming und Yangkun Shi beleuchtet die verborgene Geschichte des deutschen Kolonialismus in China durch einen interdisziplinären Ansatz, der Fotografie, Video, Schrift, Archivbilder und die Erforschung von Esskultur kombiniert. Ihre Arbeit zeichnet die Hinterlassenschaften dieser Geschichte in urbanen Landschaften von Qingdao bis Berlin nach und legt die vergessene Vergangenheit und zugrunde liegende Gewalt offen. Durch die Verflechtung persönlicher und historischer Erzählungen hinterfragen sie den kolonialen Blick und richten ihn neu aus, um zeitgenössische Migrationserfahrungen zu reflektieren.