Planungen für neue Freiflächen-Projekte in der Ausstellung BERLIN GLOBAL
Freie Gruppen, Initiativen oder Organisationen waren 2023 eingeladen, sich mit einer Ausstellungsidee zu Berlin und seinen Verflechtungen für eine der drei ‚Freiflächen‘ von BERLIN GLOBAL im Humboldt Forum zu bewerben. Von einer unabhängigen Jury wurden nun drei Projekte ausgewählt, die nacheinander bis 2025 und 2026 realisiert werden.
Macht Eure eigene Ausstellung
Unter dem Motto „Macht Eure eigene Ausstellung!“ hat das Stadtmuseum Berlin in 2023 Gruppen und Organisationen gesucht, die gemeinsam mit der Projektkoordination ihre Konzepte auf den Freiflächen der Ausstellung BERLIN GLOBAL verwirklichen wollen. 34 Ideen wurden eingesandt, von denen nun drei ausgewählt wurden.Freifläche A „Wenn ich König*in wäre. Hoffnungen, Wünsche und Zukunftsvisionen von jungen Menschen aus Neukölln für Berlin.“ | Eröffnung Frühling 2025
Partnerorganisation: Bürgerstiftung Neukölln
Die Bürgerstiftung Neukölln ist verantwortlich für mehrere Mentoring- und Teilhabe-Projekte zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts im Bezirk. Auf der Freifläche wird die Stiftung mit Neuköllner Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten. Ausgehend von einem kritischen Blick auf die Gegenwart formulieren die Teilnehmer:innen Zukunftsvisionen für die Stadt. Das Projekt wurde vor allem auf Grund seiner Zukunftsorientierung, Jugendperspektive und kritischen aber hoffnungsvollen Ausrichtung ausgewählt.
Freifläche B „Transkulturelle Gemeinschaftsgärten verbinden“ | Eröffnung Herbst 2025
Partnerorganisation: Flamingo e.V.
Flamingo e.V. betreibt einen Heilkräutergarten und bietet verschiedene Empowerment-Aktivitäten für geflüchtete Frauen* an. Das Freiflächen-Projekt beschäftigt sich mit dem Gemeinschaftsgarten als Ort des feministischen Protests, der Solidarität, der Wissensvermittlung und der Heilung in Berlin. Im Mittelpunkt der Präsentation steht ein Baum als raumgreifende Installation. Der Baum ist sowohl Kunstwerk als auch Informationsträger, mit Tonspuren, Filmausschnitten, Musik (ebenfalls als feministische Protestform begriffen) und Bildern. Das Projekt wurde vor allem auf Grund der vernetzten inhaltlichen Ebenen (migrantisch, feministisch, ökologisch) und des durchdachten und poetischen Raumkonzeptes ausgewählt.
Freifläche C „Time Machine Infinitum: Journey Through Forever“ | Eröffnung Mai/Juni 2026
Partner:innen: Noam Gorbat (Videokünstlerin), Omar Nicolas (Künstler, Kurator), Sina Ahmadi (Raumstrategie)
Das Projekt beschäftigt sich mit Kontinuitäten des queeren migrantischen Lebens in Berlin: queere Migrant:innen nicht als hippes Gegenwartsphänomen sondern als integraler Bestandteil der Berliner Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Besucher:innen betreten die Installation und werden durch Bilder, Sound, Objekte und Film durch die Zeit transportiert. Das Projekt wurde vor allem wegen des intersektionalen Ansatzes, der anspruchsvollen künstlerischen Position sowie des bewussten Umgangs mit dem Ort Humboldt Forum ausgewählt.
Freiflächen-Jury 2023
Thomas Krüger | Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (Vorsitzender)
Selina Byfield | Expertin für gesellschaftliche Teilhabe, ehemalige Leiterin querstadtein e.V., Freiflächen-Partnerin
Emine Elci | Sozialarbeiterin, Stadtführerin
Leon Kahane | Bildender Künstler
Anna Krenz | Aktivistin, bildende Künstlerin, Architektin, Freiflächen-Partnerin
Josephine Nangolo | Studentin der Politikwissenschaft
Ngoc Anh Nguyen | Musikerin, Mentorin, Sozialarbeiterin
Theodore Seifert | Student der Amerikanistik
Dirk Sorge | Gründer Berlinklusion, Bildender Künstler
Robert Wein | Leiter der Fotothek am Stadtmuseum Berlin
Die Freiflächen sind jeweils für ca. 18 Monate als Teil von BERLIN GLOBAL zu erleben. Die kleinen Installationen werden gemeinsam mit dem Stadtmuseum Berlin entwickelt und umgesetzt. Finanziert werden sie vom Stadtmuseum Berlin.
Freiflächen in BERLIN GLOBAL
Ziel des Freiflächen-Konzeptes ist, bisher unzureichend repräsentierte Perspektiven auf die Berliner Geschichte und Gegenwart sichtbarer zu machen als sie heute im Museumskontext – auch in BERLIN GLOBAL selbst – sind. Dazu gehören beispielsweise BIPoC, queere, neuro- und körperlich diverse oder auch intersektionale Perspektiven. Die ausgewählten Projekte zeichnen sich durch ihre stadtgesellschaftliche Relevanz und durch die Sichtbarmachung neuer Perspektiven aus. Damit trägt das Konzept zu den Bestrebungen des Stadtmuseums Berlin bei, sich stärker in Richtung Diversität und Inklusion zu entwickeln.Aktuelle und bisherige Freiflächen
Die erste Freifläche „Un certain regard – Jede*r gehört dazu!“ wurde im Juli 2021 von der Kunstwerkstatt Kreuzberg der Lebenshilfe Berlin gestaltet. Die Beteiligten erarbeiteten individuelle Zugänge zu den Raumthemen von BERLIN GLOBAL, z.B. Revolution, Vergnügen, Krieg und Verflechtung. Die zweite Freifläche „Gleichberechtigte Bürger*innen“ wurde vom Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma kuratiert und im November 2021 eröffnet. Dieses Projekt nahm die Geschichte Berliner Sinti*zze und Rom*nja seit der Weimarer Republik in den Blick, mit einem Fokus auf den Holocaust und die darauffolgende Bürgerrechtsbewegung. Die dritte Freifläche „30 kg“ von Burcu Argat und İzim Turan thematisierte ab Juli 2022 Fragen um Identität und Migration unter Beteiligung von türkischen Berlinerinnen. „Wir bleiben! Gentrifizierung und Widerstand in Berlin“ von Barbara Bernardi, Linda Paganelli und Vincent Voignier ist das vierte Freiflächen-Projekt und widmet sich bis 25. Januar 2025 dem Thema Verdrängung im städtischen Raum. Seit 20. Oktober 2023 ist die Installation „Mitten unter uns. Wohnungslose Frauen* in Berlin“ von querstadtein e.V. zu Frauen* in der Wohnungslosigkeit als fünfte Freifläche zu erleben. Die sechste Freifläche „Freiheit, Gleichheit, Solidarność“ wird aktuell von Anna Krenz, Jemek Jemowit und Ewa Maria Slaska vorbereitet und soll Ende Mai 2024 eröffnet werden: ein Projekt über polnisch-Berliner Verflechtungen entlang der Themen Freiheit, Gleichheit und Solidarität.
BERLIN GLOBAL
Auf 4.000 Quadratmetern thematisiert BERLIN GLOBAL in sieben Themenräumen Fragen wie: Was ging und geht von Berlin in die Welt? Was wirkte in die Stadt zurück? Und wie wollen wir sie gestalten? In atmosphärischen Inszenierungen werden die ausgewählten Aspekte Revolution, Freiraum, Grenzen, Vergnügen, Krieg, Mode und Verflechtung nacherlebbar.