13.11.2024
Dekoloniale – was bleibt?! Dezentrale Ausstellung vom 14. November 2024 bis 25. Mai 2025 an verschiedenen Orten in Berlin-Mitte
Am 14. November 2024 eröffnen das Modellprojekt Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt und die Stiftung Stadtmuseum Berlin die gemeinsame dezentrale Ausstellung „Dekoloniale – was bleibt?!“. Sie thematisiert die jahrhundertelange Verstrickung Berlins in die globale Versklavungs- und Kolonialgeschichte und setzt sich kritisch mit dieser gewaltvollen Vergangenheit auseinander.
Die Ausstellung schaut auf drei prominente Orte der Kolonialität in Berlin-Mitte: auf das Museum Nikolaikirche, Begräbnisstätte kolonialer Akteur*innen, auf das (post-) koloniale Afrikanische Viertel und die „Asiatisch-Pazifischen Straßen“ im Stadtteil Wedding sowie auf den historischen Ort der Berliner Afrika-Konferenz von 1884/85 in der Wilhelmstraße 92. Dabei wird der Kolonialrassismus öffentlicher Orte nicht nur sichtbar gemacht. Er wird vielmehr mit widerständigen afrikanischen, asiatischen und diasporischen Perspektiven überschrieben.
„Dekoloniale – was bleibt?!“ markiert den Abschluss der ersten Projektphase von Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt. Die Ausstellung fragt, was es heißt, konsequent und nachhaltig zu erinnern.
Im Museum Nikolaikirche werden zwei Ausstellungen präsentiert: „Koloniale Gespenster – Widerständige Geister. Kirche, Kolonialismus und darüber hinaus“ sowie „Eingeschrieben. Kolonialismus, Museum und Widerstand“
Die Gruppenausstellung „Koloniale Gespenster – Widerständige Geister. Kirche, Kolonialismus und darüber hinaus“ zeigt anlass- und ortsspezifische künstlerische Arbeiten der Dekoloniale Berlin Residents 2024 Tonderai Koschke, Charlotte Ming, Percy Nii Nortey, Yangkun Shi und Theresa Weber. Die künstlerischen Arbeiten fokussieren auf die Kirche als Ort der Verflechtung von Kolonialismus, Religion, Politik und Geschichtsschreibung der Berliner Bürger*innenschaft. Dabei bedienen sie sich christlicher Ikonografien und Ästhetiken und wenden diese künstlerisch an.
Im Zentrum der historischen Ausstellung „Eingeschrieben. Kolonialismus, Museum und Widerstand“ im Museum Nikolaikirche stehen acht Kurzbiografien. Sie zeigen einerseits, wie Kolonialismus und Versklavungshandel mit der Nikolaikirche und der Stiftung Stadtmuseum Berlin verwoben sind. Andererseits erzählen sie von widerständigen Persönlichkeiten, die in Berlin bislang nicht gewürdigt wurden. Die Ausstellung fragt danach, wer in europäischen Museen und Kirchen verewigt ist und wer nicht.
Dieser Ausstellung gingen kontroverse Diskussionen im Projektteam voraus. Dabei war die Frage zentral, ob Objekte aus der Sammlung des Stadtmuseums Berlin gezeigt werden sollen. Doch nahezu alle Exponate, die etwas über die Kolonialgeschichte erzählen, sind Träger kolonialrassistischer Ideologie. Zeugnisse des Widerstands sind in der Sammlung hingegen kaum zu finden. So fiel die Entscheidung, auf die Präsentation von Objekten weitgehend zu verzichten. Der zukünftige Umgang mit dieser und anderen Fragen zur Dekolonisierung von Stadtmuseen und Städten ist ebenfalls ein Thema der Ausstellung.
Schaufensterausstellungin der Wilhelmstraße 92:
„Erinnern. Entschuldigen. Entschädigen.“
Die Wilhelmstraße 92 ist der Ort, an dem 1884/85 – vor 140 Jahren – die Berliner Afrika-Konferenz stattfand. Hier wurde über die (weitere) Ausbeutung und Aufteilung Afrikas durch die Kolonialmächte verhandelt; hier etablierte sich Deutschland als Kolonialmacht. Heute befindet sich am historischen Ort der Täter das Projektbüro von Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt.
Die in der Wilhelmstraße präsentierte Ausstellung „Erinnern. Entschuldigen. Entschädigen.“ widmet sich der Geschichte der Konferenz und des afrikanischen Widerstandes gegen die Umsetzung ihrer Beschlüsse. Sie erzählt vom langjährigen zivilgesellschaftlichen Engagement für einen zentralen antikolonialen Lern- und Gedenkort in Berlin und von der Bedeutung, die der Kolonialismus bis heute hat.
In der Wilhelmstraße 92 sind außerdem ortsbezogene Arbeiten der künstlerischen Residents Theresa Weber und Percy Nii Nortey zu sehen.
Fotoausstellung und Gedenkstelen (ab 2025) im Afrikanischen Viertel und den „Asiatisch-Pazifischen Straßen“: „Wege des Erinnerns“
Mit der im August 2024 vorgenommenen Einweihung der Maji-Maji-Allee sowie der Anna-Mungunda-Allee hat sich das größte Kolonialviertel Deutschlands, das Afrikanische Viertel im Stadtteil Wedding, in das erste Antikolonialviertel verwandelt. Nirgendwo sonst in Deutschland finden sich so viele Ehrungen für antikoloniale Widerstandskämpfer*innen wie hier. Diese Transformation des Viertels verdanken wir dem jahrzehntelangen Aktivismus von Einzelpersonen und Initiativen. Diese werden nun in Form einer stadtweiten Fotoausstellung und in Community-Zentren gewürdigt.
Im Wedding werden darüber hinaus Gedenkstelen errichtet. An der Cornelius-Fredericks-Straße, am Manga-Bell-Platz, an der Anna-Mungunda-Allee und an der Maji-Maji-Allee werden die neuen Namensgeber*innen dieser Straßen bekannt gemacht. Am Pekinger Platz, an der Kiautschoustraße und an der Samoastraße wird auf den kolonialen Kontext der Straßennamen verwiesen und dieser um antikoloniale Gegenerzählungen ergänzt. Mit den Gedenkstelen bringt das Projekt afrikanische, asiatische und diasporische Erinnerungen mittels alternativer Gedenkformen in einen historischen Zusammenhang. Die Inhalte und Formate der Ausstellung „Wege des Erinnerns“ wurden in einem partizipativen Prozess entwickelt.
Im U-Bahnhof Afrikanische Straße (U6) interveniert die Dekoloniale Resident Tonderai Koschke mit einem künstlerischen Werk.
Ausstellungsorte
Museum Nikolaikirche, Nikolaikirchplatz, 10178 Berlin, täglich geöffnet von 10-18 Uhr, Eintritt € 7/ermäßigt € 0
Projektraum Dekoloniale, Wilhelmstraße 92, 10117 Berlin, kostenfreie Schaufensterausstellung
Community Zentrum (CUZ), EOTO e.V., Togostraße 76, geöffnet Di/Do, 14-18 Uhr, kostenfreie Fotoausstellung
AfricAvenir International e.V., Kameruner Str. 1, 13351 Berlin, Schaufensterplakat
U-Bahn-Haltestelle Afrikanische Straße, immer zugänglich und kostenfrei
Weitere Informationen
„Dekoloniale – was bleibt?!“ ist eine gemeinsame Ausstellung von Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt und dem Erinnerungskonzept „Kolonialismus Erinnern“. Das Projekt wird von der Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt und der Kulturstiftung des Bundes gefördert. Der Dekoloniale-Teilbereich In[ter]ventionen (Dekoloniale Berlin Residency und Festival) wird von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert. Ein modellhaftes Kooperationsprojekt von: