Johannes Kunckel

Wie vielen andere zuvor gelang es auch dem Chemiker Johannes Kunckel (1620 – 1703) nicht, Gold zu erzeugen. Doch mit der Erfahrung aus seinen Versuchen schuf er mit dem Goldrubinglas ein Luxusgut, das Brandenburg als Wirtschaftsstandort stärkte.

von Dr. Martina Weinland
Johannes Kunckel, um 1690, Öl auf Leinwand
© Stadtmuseum Berlin

Johannes Kunckel von Löwenstern wurde 1630 in Hütten bei Rendsburg (Schleswig) als Sohn eines Chemikers geboren. Die ersten Unterweisungen in den Naturwissenschaften erhielt er durch seinen Vater. Nach den Lehrjahren wurde Johannes Kunckel an den sächsischen Hof verpflichtet, um dort Gold für den dortigen Kurfürsten herzustellen. Dieser blieb ihm jedoch über Monate sein Gehalt schuldig. Die Begründung: Wenn Kunckel wirklich Gold machen könne, dann brauche er keine Bezahlung, und wenn er es nicht könne, dann sei er die Bezahlung auch nicht wert. So folgte Johannes Kunckel 1678 dem Ruf des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm nach Berlin, wo er als Geheimer Kammerdiener für 500 Taler Jahresgehalt angestellt wurde.

Wirtschafts-Impuls für Brandenburg

Zwar hatte der Kurfürst die brandenburgische Glasherstellung, die auf heimische Rohstoffe zurückgreifen konnte, schon ganz allgemein gefördert und durch Import-Verbote gestützt. Doch nun wollte er mit Kunckels Hilfe hochwertiges Glas für den Export erzeugen lassen. Bis dahin war es nur in der Drewitzer Hütte – einer von vier kurfürstlichen Glashütten – möglich gewesen, die besonders kostbaren Kristallgläser herzustellen. 1678 übernahm Kunckel diese Hütte, ein Jahr später eröffnete er eine weitere in Potsdam. In Drewitz produzierte er unter anderem sogenannte Korallen: farbige, allerdings wertlose Glasperlen, die von der Guineaschen Compagnie in den brandenburgischen Kolonien Afrikas gegen wertvolle, in Europa begehrte Waren eingetauscht wurden.
Glas-Schlackesteine von Kunckels Laboratorium auf der damals zu Potsdam gehörenden Pfaueninsel
© Stadtmuseum Berlin
Johannes Kunckel zugeschriebene Goldrubinglaskanne in kugeliger, sogenannter süddeutscher Form mit Fuß aus getriebenem, vergoldetem Silber. Kräftiger Ohrenhenkel mit Scharnierfassung aus vergoldetem Silber, Daumenrast in Form einer Kreuzblume, Klappdeckel aus vergoldetem Silber, Tüllenspitze ebenfalls aus vergoldetem Silber.
© Stadtmuseum Berlin

Erfolgreiche Experimente

Durch seine Experimente gelang es Kunckel, das sogenannte Goldrubinglas entscheidend weiter zu entwickeln und in größerer Stückzahl zu produzieren. Erzeugnisse aus diesem kostbaren Glas, dessen Farbe dem des Edelsteins Rubin gleicht, waren bald schon als Luxusartikel gefragt und darüber hinaus bestens für den Export geeignet.

Zehn Jahre lang arbeitete Kunckel unter kurfürstlichem Schutz in Berlin und Potsdam. 1685 übereignete der ihm Große Kurfürst sogar eine kleine Insel in der Havel, die heutige Pfaueninsel, wo er in seinem eigenen Laboratorium ungestört experimentieren konnte. Nach dem Tod seines Gönners 1688 fiel Kunckel jedoch am brandenburgischen Hof in Ungnade. Er verließ Berlin und trat eine Stelle als Bergrat (Bergwerksverwalter) beim schwedischen König Karl XI. an. Als außergewöhnlicher Wissenschaftler genoss er hier noch viele Jahre hohes Ansehen und wurde sogar in den Adelsstand erhoben.

1703 starb Kunckel in Bernau bei Berlin. Zwar war es ihm allen anderen Chemikern und Alchimisten nie gelungen, Gold zu erzeugen. Doch bis heute ist das Goldrubinglas untrennbar mit seinem Namen verbunden.

Redaktionelle Bearbeitung: Heiko Noack

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Johannes Kunckel zugeschriebene Goldrubinglaskanne in kugeliger, sogenannter süddeutscher Form mit Fuß aus getriebenem, vergoldetem Silber. Kräftiger Ohrenhenkel mit Scharnierfassung aus vergoldetem Silber, Daumenrast in Form einer Kreuzblume, Klappdeckel aus vergoldetem Silber, Tüllenspitze ebenfalls aus vergoldetem Silber, 1679-1693
© Stadtmuseum Berlin

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