Eine ganz besondere Dokumentation
Er war einer der bekanntesten Berliner Architekturfotografen seiner Zeit: Ernst von Brauchitsch (1856 – 1932). Unter dem Titel „Neubauten der Stadt Berlin“ dokumentierte der Fotograf zwischen 1902 und 1912 in elf Mappen Bauten des Architekten und Berliner Stadtbaurats Ludwig Hoffmann (1852 – 1932). Dazu gehörte auch das Märkische Museum. 1908 wurde es am Köllnischen Park eröffnet.Themenräume
Eine Berliner Geschichte
Hoffmann fertigte erste Skizzen im Herbst 1896 an. Ein Jahr später kam es zur Genehmigung der Pläne. Die Bauarbeiten starteten 1899. 1904 wurden sie abgeschlossen. Doch erst 1908 konnte das fertig eingerichtete Gebäude übergeben werden.
Warum erfolgte die Eröffnung erst vier Jahre später?
Ludwig Hoffmann war nicht nur der Architekt, sondern auch der Kurator der Eröffnungspräsentation. Vier Jahre brauchte er, um alle Objekte für seine atmosphärischen Inszenierungen „ins rechte Licht“ zu rücken. Und es kam noch zu Änderungen: So hatte die Waffenhalle ursprünglich eine blutrote Fensterverglasung. Die Inszenierung war dann wohl doch zu heftig, so dass Hoffmann das Glas austauschen ließ.
Das Märkische Museum war eines der ersten Gebäude der Welt, das speziell als Stadtmuseum entworfen wurde. Hoffmanns Absicht war es, schon in der Architektur des Gebäudes anzudeuten, was im Inneren an historischen Themen zu sehen sein sollte.
Vorbilder für den Bau waren das 1853 eröffnete Germanische Nationalmuseum Nürnberg und das 1898 eröffnete Landesmuseum Zürich. Vom Landesmuseum Zürich übernahm Ludwig Hoffmann die Idee der „Stil- und Epochenräume“.
Eine Kapelle im Museum
Die Konstruktion und das Kreuzrippengewölbe der „Gotischen Kapelle“ sind der um 1300 erbauten Heilig-Geist-Kapelle (heute Spandauer Straße) nachempfunden. Noch während des Museumsbaus hatte es 1904 Überlegungen gegeben, die Kapelle wegen einer geplanten Straßenverbreitung abzureißen. Hoffmann hatte darauf aktuell reagiert, in dem er den Raum als Rekonstruktion im Museum und damit im Gedächtnis der Stadt architektonisch zu konservieren suchte.Eigenwillige Architektur
In den ersten Jahrzehnten erfreute sich das Märkische Museum großer Beliebtheit. 1925 wurde der Kunsthistoriker Walter Stengel (1882 – 1960) zum Direktor berufen, und ließ unter anderem elektrisches Licht in den Schauräumen installieren. Höhepunkt der Beliebtheit war 1928 die Veranstaltung zum 70. Geburtstag des Zeichners Heinrich Zille – und damit ein Jahr vor seinem Tod.
Ebenso wie die Alte Nationalgalerie und die übrigen Museen auf der Museumsinsel wurde das Märkische Museum unmittelbar mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 geschlossen. Dennoch wuchs die Sammlung durch Ankäufe aus jüdischen Zwangsabgaben, die heute durch die Provenienzforschung am Stadtmuseum Berlin aufgearbeitet werden.
Weitere Fotos
Die gesamte Fotodokumentation von Ernst von Brauchitsch finden Sie in unserer Sammlung Online.