Mit John F. Kennedy durch Deutschland
Es war eines der aufsehenerregendsten Ereignisse der deutschen Nachkriegs-Geschichte: Der Deutschland-Besuch des US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy im Juni 1963 mit dem historischen Höhepunkt in West-Berlin. Der Schlusssatz von Kennedys Rede, die etwa 450.000 Menschen auf dem Platz vor dem Schöneberger Rathaus hörten, ist bis heute Legende: „Ich bin ein Berliner“. Nur fünf Monate später fiel er einem Attentat zum Opfer.
Zum 50. Jahrestag im Juni 2013 präsentierte das Stadtmuseum Berlin im Schöneberger Rathaus erstmals ausgewählte Bilder von Kennedys Deutschland-Besuch. Sie stammen aus dem Nachlass des Berliner Journalisten Rolf Goetze (1921-1988). Er war einer der wenigen, die dieses Großereignis in Farbe festhielten. Seine Bilder faszinieren durch den aufmerksamen Blick auf die Begleiterscheinungen des Staatsbesuchs. Anders als das Material seiner Kolleginnen und Kollegen sind seine Biler nie von Agenturen verwertet worden. Hier sehen Sie sie exklusiv in einer fotografischen Chronik jener Tage.
Der Fotograf Rolf Goetze
Dokumentar des Kalten Krieges
Rolf Goetze (1921 – 1988) war ein „Ur-Berliner“. Seine Familie lebte bereits seit zehn Generationen in der Stadt. Ihre Geschichte war ihm vertraut: In den 1950er Jahren beantwortete er als Experte beim Radiosender RIAS die Fragen der Hörer:innen. Später hielt Goetze im In- und Ausland Dia-Vorträge zu Themen der Zeitgeschichte sowie zur Teilung Berlins. Mit der Kamera durchwanderte er dafür viele Jahre lang den West- und Ost-Teil der Stadt und wurde so zu einem Dokumentar des Kalten Krieges.
Eine Reise in Bildern
Mit dem Besuch in Deutschland will der 43-jährige US-Präsident John F. Kennedy politische Spannungen mit der Bundesrepublik entschärfen. Entstanden sind sie durch eine neue Strategie der USA, mit der sie auf einen befürchteten atomaren Erstschlag der Sowjetunion reagieren wollen: weg von „totaler Vergeltung“, hin zu einer „flexiblen Antwort“.
Nachdem die USA in den Augen führender deutscher Politiker schon auf den Bau der Berliner Mauer zurückhaltend reagiert hatten, fürchten sie nun noch mehr, sich nicht uneingeschränkt auf den US-amerikanischen Bündnis-Partner verlassen zu können. Kennedys Besuch in der Bundesrepublik und West-Berlin soll diese Befürchtungen zerstreuen und die US-amerikanische Verbundenheit mit Deutschland unterstreichen.
Köln, 23. Juni 1963
Nach der Ankunft auf dem Flughafen Köln-Bonn (Wahn) schreitet John F. Kennedy mit Bundeskanzler Konrad Adenauer eine militärische Ehrenformation ab.
Bonn, 23./24. Juni 1963
Noch am selben Tag reiste John F. Kennedy weiter in die Bundeshauptstadt Bonn. Die Staatskarosse: ein Mercedes-Benz 300 Landaulet vom Typ W 189, geschmückt mit den Standarten der USA und der Bundesrepublik Deutschland.
Frankfurt am Main, 25. Juni 1963
Nach der Ankunft auf dem US Army Airfield (Militärflughafen) Hanau verlässt US-Präsident John F. Kennedy den Präsidenten-Hubschrauber vom Typ Sikorsky S3-H der US-Armee vor den Augen des überwiegend militärischen Publikums.
Berlin (West), 26. Juni 1963
Anfkunft in Berlin. Nach der Landung auf dem Flughafen Tegel im französischen Sektor der geteilten Stadt verlässt John F. Kennedy mit seinen Begleitern die Präsidenten-Maschine „Air Force One“, einen Passagier-Jet vom Typ Boeing 707.
Trauer um ein Idol
Nach dem Attentat
Fast auf den Tag genau fünf Monate nach seinem Deutschland-Besuch starb John F. Kennedy bei einem Attentat. Auf einer Wahlkampf-Tour durch die USA wurde er am 22. November 1963 in Dallas (Texas) ermordet. Sein Tod beherrschte auch in Berlin die Schlagzeilen. Menschen trauerten teils öffentlich um den von vielen als Idol verehrten Politiker, und die Stadt gab dem Platz vor dem Schönberger Rathaus seinen Namen.