Die Konzertreihe an der Orgel umfasst Konzerte im Rahmen von „Dekoloniale – was bleibt?!“ Kurator und Organist: Jack Day.
Zuhören, entspannen, nachdenken: Unter diesem Motto lädt das Stadtmuseum Berlin allwöchentlich ins Museum Nikolaikirche ein.
Schwarze Komponist*innen im Mittelpunkt
Die Konzertreihe Nikolai-Musik am Freitag rückt im Frühjahr 2025 Schwarze Komponist*innen in den Fokus, deren Werke lange Zeit übersehen oder bewusst ausgegrenzt wurden. Mit einem Programm, das Kompositionen von Florence Price, Samuel Coleridge-Taylor und Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges, umfasst, wird die historische Ungerechtigkeit thematisiert, die diese Künstler*innen erfahren haben.
Ergänzt durch Improvisationen, die die musikalischen Ideen in zeitgenössische Kontexte übertragen, bietet die Reihe jede Woche einen neuen Blick auf diese musikalischen Persönlichkeiten.
Programm
Samuel Coleridge-Taylor (1875–1912) war ein britischer Komponist aus London, der europäische Kompositionsstile mit Einflüssen aus afrikanisch-amerikanischen Traditionen verband. Antonín Dvořák, der in seiner Symphonie Nr. 9 „Aus der Neuen Welt“ (1893) die Erforschung lokaler Traditionen der Musikthematisierte, wird oft als Inspirationsquelle für Coleridge-Taylor genannt, auch wenn Dvořáks Musik hier nicht erklingt. Harmonische Dichte und lyrische Gestaltung in Coleridge-Taylors Werken erinnern manchmal an Johannes Brahms, während Edward Elgar ihm in melodischem Ausdruck und Orchesterfarben als Vorbild diente. Mit seiner Hiawatha Trilogy nach Longfellows Gedicht erlangte Coleridge-Taylor große Anerkennung in England.
Florence Price (1887, Little Rock, Arkansas – 1953, Chicago, Illinois) war die erste afroamerikanische Komponistin, deren Werk von einem großen Sinfonieorchester aufgeführt wurde. Ihre Musik verbindet romantische Einflüsse mit Spirituals und ihrer eigenen musikalischen Handschrift. Dieses Konzert stellt einige ihrer lyrischen Orgelwerke vor, ergänzt durch Improvisationen.
Samuel Coleridge-Taylor (1875, London – 1912, Croydon) war ein britischer-sierra-leonischer Komponist, dessen Musik tief in der englischen Romantik verwurzelt ist. Seine Ballade für Violine und Klavier zeigt sein Gespür für expressive Melodien und harmonische Feinheiten. Die Ballade vereint kantable Linien mit dramatischen Akzenten und illustriert Coleridge-Taylors Fähigkeit, musikalische Erzählungen mit großer emotionaler Tiefe zu gestalten.
Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges (1745, Baillif, Guadeloupe – 1799, Paris), war ein herausragender Violinist, Komponist und Fechtmeister des 18. Jahrhunderts. Seine Sonate für Violine Op. 1 Nr. 3 ist geprägt von der Eleganz und Virtuosität der klassischen Ästhetik. Sie steht exemplarisch für Saint-Georges’ Kunstfertigkeit, klassische Formen mit Leichtigkeit und Spielfreude zu verbinden.
Florence Price gehört zu den Schwarzen Komponistinnen, die in dieser Reihe besondere Aufmerksamkeit bekommen. Ihre First Suite für Orgel vereint verschiedene Gattungen – Fantasy, Fughetta, Aire und Toccato (sic!) – in einer suchenden post-romantischen Textur.
Zum stilistischen Vergleich spielen wir Mel Bonis (1858, Paris – 1937, Sarcelles). Ihre Pièces de caractère sind feinsinnige Miniaturen. Wie bei Florence Price werden wir von ihrer Musik zuerst in einen einfachen tonalen Rahmen gesetzt, der subtil durch Chromatik ergänzt wird und die Orgel in seiner Plastizität zeigt. Dank Schwellkasten ist ein stufenloses Crescendi möglich.
Wir haben in diesem Konzert die Möglichkeit, zwei große d-Moll Orgelsonaten miteinander zu vergleichen. Sie sind rührende, launische Orgelwerke, die anfangs eher erschrecken als trösten, das ganze Gewicht der Orgel als Apparat spüren lassen und uns auf ein symphonisches und narratives Hörerlebnis samt Zwischenstationen und Höhepunkt einladen.
Nathaniel Dett (1882, Drummondville, Ontario – 1943, Battle Creek, Michigan) verband die europäische Klavier- und Orgeltradition mit Elementen afroamerikanischer Musik. Seine Magnolia Suite ist ein herausragendes Beispiel für diese Synthese.
Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges (1745, Baillif, Guadeloupe – 1799, Paris) war nicht nur ein virtuoser Violinist, sondern komponierte auch für verschiedene Kammermusikbesetzungen, z.B. Harfe und Flöte. Der Mozart zeigt uns, wie ähnlich Saint-Georges komponiert hat und lässt fragen, warum wir heutzutage oft die eine Musik hören und die andere nicht?
Die Musik von Joseph Bologne zeichnet sich durch Virtuosität und Eleganz aus. Seine Cembalosonate Nr. 3 zeigt klassische Formstrenge in Verbindung mit tänzerischer Leichtigkeit. Florence Prices A Pleasant Thought ergänzt das Programm mit einem romantischen Miniaturwerk.
Samuel Coleridge-Taylor (1875, London – 1912, Croydon) war ein Schwarzer Komponist und Dirigent, der sich von Spirituals und englischer Spätromantik inspirieren ließ.
Seine drei Impromptus bewegen sich harmonisch langsam, was dem langen Nachhall der Nikolaikirche entgegenkommt. So haben wir mit diesen Stücken oft die Chance, noch während des ursprünglichen Akkordes erklingt, denselben Akkord ein zweites Mal zu hören. Es wird dadurch der Eindruck erweckt, als hätte Coleridge-Taylor, der bei dem Anglo-Irischen Kirchenmusiker Charles Villiers Stanford in London studierte, den Nachhall einer Kathedrale mitkalkuliert.
Das Streichquartett Op. 1 Nr. 1 von Joseph Bologne ist ein brillantes Beispiel für seinen melodischen Reichtum und seine klangliche Klarheit. Die Transkription für Orgel bewahrt diese Qualitäten und eröffnet neue klangliche Perspektiven.
Hinweis
Wir bitten um Verständnis, dass wir für Konzerte im Museum nur eine begrenzte Anzahl von Sitzplätzen zur Verfügung stellen können. Das Ticket berechtigt zum Konzert-Besuch, es beinhaltet jedoch keine Sitzplatz-Garantie.
Der Eintritt zum Konzert ist frei für Personen mit einem ukrainischen Pass, einem Aufenthaltstitel der Ukraine oder einem gültigen Studierendenausweis einer ukrainischen Universität und einer Aufenthaltserlaubnis in Deutschland sowie für alle Personen mit elektronischem Aufenthaltstitel (eAT).
Вхід на нашу серію подій «Nikolai-Musik am Freitag» безкоштовний для людей з українським паспортом, посвідкою на проживання з України або дійсним студентським посвідченням українського університету та посвідкою на проживання в Німеччині, а також для всіх, хто має електронну вид на проживання (eAT).
Info & Service
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abweichende Öffnungszeiten:
Do | 29.05. (Christi Himmelfahrt) | geschlossen
Mo | 09.06. (Pfingstmontag) | geschlossen
Sa | 21.06. (Museumsfest / Fête de la Musique) | 10 – 22 Uhr | Eintritt frei
Es gilt die Besuchsordnung der Stiftung Stadtmuseum Berlin.
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